Ein Wochenende auf dem Eider-Treene-Sorge-Radweg

An diesem Freitagmorgen bin ich aufgeregt: Der erste Fahrradurlaub meines Lebens steht kurz bevor. In den vergangenen Tagen habe ich mein Fahrrad auf Vordermann gebracht, Bremsen und Reifen kontrolliert, meine Fahrradtasche aufgeräumt und sauber gemacht. Im Alltag bin ich oft mit dem Fahrrad unterwegs – aber mehrere Tage hintereinander 40 bis knapp 70 Kilometer fahren? Mich beschleicht ein wenig Skepsis, ob ich das Wochenende tatsächlich genießen kann und auch mein Fahrrad durchhält...

Eine Radfahrerin auf der Grachtenbrücke in Friedrichstadt.
© sh-tourismus.de

Meine Freundin und ich haben uns für die „Sport-Tour“ entschieden, eine in drei Etappen aufgeteilte Fahrrad-Unternehmung, die auf und neben dem Eider-Treene-Sorge-Radweg entlangführt. Die Unterkünfte sind gebucht, Café- und Einkehr-Empfehlungen notiert. Sogar den Wetterbericht für unsere Frühlingstour habe ich (mehr als einmal) gecheckt.

Die 1. Etappe: Von Friedrichstadt nach Ostenfeld

Auf die Räder und los: zunächst zum Bahnhof und mit dem Zug nach Friedrichstadt. Das „Klein-Amsterdam“ von Schleswig-Holstein empfängt uns mit milden elf Grad, blauem Himmel und schönstem Sonnenschein. Am Ende unserer Rundtour haben wir hier noch einen Kultur- und Erholungstag eingeplant. Ziel der ersten Etappe ist das Örtchen Ostenfeld, rund 40 Kilometer entfernt. Über die Schleswiger Straße verlassen wir Friedrichstadt in Richtung Mildterhof und Seeth. Reetdachhäuser säumen den Weg, und je länger wir radeln, umso ruhiger werde ich. Denn es gibt nichts weiter zu tun: strampeln und schauen. Am frühen Nachmittag erreichen wir Süderstapel, den Luftkurort an der Eider, und legen hier eine Rast ein. Das Schilf an den Ufern der Eider wiegt sich im Wind, und die Enten machen mir vor, wie Entspannung geht. Auf der Picknickdecke strecken wir die Beine aus, und langsam aber sicher stellt sich ein wunderbares Urlaubsfeeling ein. In Norderstapel nehmen wir noch ein Fischbrötchen auf die Hand – es sollen die besten der Region sein! – und weiter geht’s immer entlang der Treene bis nach Schwabstedt. Diesen Ort muss man einfach idyllisch nennen: Die kleine Feldsteinkirche St.-Jacobi erzählt von vergangenen Zeiten, und am liebsten würde ich bleiben, aber wir haben noch etwas Strecke vor uns. Die Treene bleibt unsere treue Begleiterin, dann folgt das Landschaftsschutzgebiet „Wildes Moor“, das in seiner stillen Weite eine besondere Mystik ausstrahlt. Hier verlassen wir den Eider-Treene-Sorge-Radweg und kurze Zeit später ist die erste Etappe geschafft: Ostenfeld. Voller neuer Eindrücke erreichen wir unsere Unterkunft. Dann machen wir uns hungrig auf den Weg zum Abendessen.

Die Eider bei Sonnenuntergang aus der Vogelperspektive.
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Die 2. Etappe: Von Ostenfeld nach Erfde

Überraschenderweise fühlen sich meine Beine am Morgen nicht anders an als sonst. Der ausgeschilderte Radweg war auch für mich sehr gut zu schaffen. Nach dem Frühstück nehmen wir unsere Lunch-Pakete entgegen. Die Verpflegung ist für mich ein wichtiges Thema ... Denn nur mit entsprechendem Proviant kann ich mich auch an einer schönen Landschaft freuen! Hollingstedt ist heute der erste Ort, den wir erreichen. Der nahe gelegene Treene-Hafen war für die Wikinger aus Haithabu, das auf dem Landweg nur knapp 20 Kilometer entfernt lag, der strategisch wichtige Wasserzugang zur Nordsee. Eine Ausstellung im „Hollinghuus“ zeigt die Ergebnisse der Ausgrabungen und Forschungen des Archäologischen Landesamtes. Über Bünge und Wohlde machen wir uns auf den Weg ins „Storchendorf“ Bergenhusen – ein echtes Highlight auf der Strecke! Von April bis August klappern hier die Störche um die Wette. Alles Wissenswerte über eine der größten Weißstorchkolonien Europas erfahren wir im NABU-Institut von Bergenhusen. Über die kleinen Orte an der Alten und Neuen Sorge fahren wir bis nach Hohn und legen dort eine weitere kleine Pause ein. Durch das Naturschutzgebiet Hohner See radeln wir bis zur Fähre (Fährzeiten Mai bis September), die uns über die Eider bringt. So sind wir sogar auch einmal auf, und nicht nur am Wasser unterwegs gewesen! Wir lassen den südlichen Zipfel des Eider-Treene-Sorge-Radwegs links liegen und kürzen nach Pahlen ab, wo wir die Eider noch einmal überqueren. Nun sind es zum Glück nur noch ein paar Kilometer bis nach Erfde – diese Etappe war mit rund 66 Kilometern die längste der drei.

Die 3. Etappe: Von Erfde nach Friedrichstadt

Es ist Sonntag, unser dritter Fahrradtag, und ja, die Muskeln in den Beinen machen sich bemerkbar. Wir beschließen, die Route abzukürzen und mit der Bargener Fähre über die Eider zu setzen (am Wochenende von Mai bis September geht das). Bei Delve stoßen wir wieder auf unseren Radweg, der uns über Bergewöhren, vorbei am Hennstedter und Lundener Moor, nach Lunden bringt. Der Landschaft, die wir auf dem Weg über Lehe nach Friedrichstadt durchqueren, merkt man die Nähe zur Nordsee deutlich an: Sattgrüne Wiesen und windschiefe Weiden grüßen uns von Weitem. Tönning ist nur eine halbe Fahrradstunde entfernt. Als wir nach rund 30 Kilometern in Friedrichstadt einrollen, kommt es uns vor, als hätten wir eine sehr lange Reise hinter uns. Am liebsten würde ich den Menschen, die uns entgegenkommen, zuwinken – ich freue mich, dass wir glücklich und gesund wieder zurück an unserem Ausgangsort sind! Wir suchen uns eine Bank an einer der kleinen Grachten, holen uns was zum Anstoßen und lassen die Tour Revue passieren, die mit Sicherheit nicht unsere letzte gewesen sein wird.

Von Caroline Beer

Für Caroline Beer ist Schleswig-Holstein seit über 20 Jahren Wahlheimat, Inspiration und Ruhepol zugleich. Auf ihren Touren lässt sie sich von der heimischen Flora und Fauna, von Geschichte und Geschichten begeistern und freut sich immer wieder neu  über Land und Leute.