Auf den Sattel, fertig, los!

Auf dem Nordseeküsten-Radweg ist der Weg das Ziel. Auf rund 360 Kilometern führt er größtenteils direkt entlang der Küstenlinie, mit Blick aufs Wasser und Wattenmeer, von der deutsch-dänischen Grenze bis nach Hamburg.

Eine Häuserreihe mit Gastronomie in Dagebüll an der Nordseeküste
© Nordseeküste Nordfriesland | Markus Rohrbacher

Passiert man auf dem Nordseeküsten-Radweg die deutsch-dänische Grenze, steht man mehr oder weniger direkt in Emil Noldes malerischem Vorgarten, in Seebüll. Der deutsche Expressionist versuchte sein Leben lang, die Farben und das Licht seiner norddeutschen Heimat einzufangen. Wie schwer das gewesen sein muss, davon bekommt man radelnd einen Eindruck. Der hellblaue Himmel und grandiose Wolkenformationen erstrecken sich bis zum Horizont. Im Nu ist mit dem kleinen Ort Dagebüll das erste Etappenziel erreicht. Von hier starten mehrmals täglich die Fähren in die „Friesische Karibik“, nach Föhr, und auf die Düneninsel Amrum – reizvolle Zwischenziele, die für eine entspannte Erkundung auf zwei Rädern perfekt geeignet sind. 

Südlich von Dagebüll lässt der Nordseeküsten-Radweg seinen ganzen nordfriesischen Charme spielen: Direkt auf dem Deich führt der Weg kilometerweit die Küstenlinie entlang inmitten einer beeindruckenden und geschützten Naturlandschaft, dem Nationalpark Wattenmeer. Als Radreisende kommt man der Natur dabei so nah wie nur möglich. Stetige Begleiter sind der Wind, der einem um die Nase weht, und die vielen Schafe – in Nordfriesland auch liebevoll Deichköter genannt –, die das Gras auf dem Deich als tierische Landschaftspfleger kurz halten. Bänke laden zum Pausieren und Picknicken ein. Wenn der Tee im Thermobecher dampft und der Blick über das weite Meer schweift, rückt der Alltag in weite Ferne.

Boot liegt im Hafenbecken in Husum auf Grund, da sich kein Wasser im Hafenbecken befindet
© sh-tourismus.de

Husum und SPO

Das nächste Ziel der Radtour heißt Husum, die Stadt Theodor Storms, die sich ganz selbstbewusst auch „Metropole Nordfrieslands“ nennt. Und das kulturelle Angebot kann sich sehen lassen: Neben dem Wohnhaus des Dichters gibt es mehrere Museen mit maritimen Themen, das Figurentheater-Museum, historische Herren- und Gutshäuser in der Umgebung sowie das eindrucksvolle Schloss vor Husum. Die Ebbe, die die Schiffe im Husumer Hafen aufs Trockene legt, ist einen letzten lustigen Schnappschuss wert. Dann geht es weiter in Richtung Halbinsel Eiderstedt. 

Schon von Weitem grüßt das Wahrzeichen der nordfriesischen Nordseeküste: der rot-weiß gestreifte Leuchtturm Westerheversand. Der über 100 Jahre alte Leuchtturm ist einfach ein magischer Anziehungspunkt! Nun ist auch St. Peter-Ording nicht mehr weit und lädt mit seinen vielen kleinen Restaurants und Bistros zu einer wohlverdienten Pause ein. Mit Blick auf die vielen waghalsigen Surfer und Kiter tritt man dann gestärkt wieder in die Pedale. Die einzigartige Natur der Halbinsel, die besonders im Frühjahr und Herbst mit ihren Schwärmen von Zugvögeln begeistert, bleibt in Erinnerung.

 

Büsumer Wattenmeer bei Sonne und blauem Himmel
© TMS Buesum

Entspannung, Eidersperrwerk, Elbe 

Über das kolossale Eidersperrwerk, das das Landesinnere im Fall einer Sturmflut schützen soll, pustet der Wind die Radelnden weiter gen Süden, immer am Meer entlang, vorbei an idyllischen Campingplätzen und Ferienhöfen, bis Büsum in Sicht kommt. Hier wird die Nordseeküste mit ihren wunderschönen Salzwiesen, den Prielen und Sandbänken erlebbar. Als idealer Ausgangspunkt für Wanderungen in das Weltnaturerbe Wattenmeer hat sich das urige Städtchen schon lange einen Namen gemacht. Für den erschöpften Radfahrer ist das neue Wellenbad und Spa Meerzeit der heutige Ziel- und Endpunkt: In der Panoramasauna auf der Dachterrasse die Muskeln durchwärmen lassen und in den Sonnenuntergang schauen – das ist Urlaub!

Die nächste Etappe, von Büsum nach Brunsbüttel, führt durch den alten Meldorfer Hafen und über den schönen historischen Marktplatz vorbei an kleinen Gemeinden, die zum Bleiben einladen. Doch einige Kilometer sind noch zu radeln. Eine Verschnaufpause an der Hoper Mühle bei St. Michaelisdonn, dann ist die Schleusen- und Hafenstadt Brunsbüttel erreicht. Hier an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe, am Tor zur Nordsee, ist eine Menge los – und das nicht nur auf dem Wasser, wo man Containerschiffe und Kreuzfahrtschiffe beobachten kann, sondern auch auf den vier Radfernwegen, die durch die Stadt verlaufen. 

Fischteller in Glückstadt
© sh-tourismus.de

Auf ein Wiedersehen an der Nordsee

Mit Blick auf die Elbe verläuft der Nordseeküsten-Radweg im letzten Abschnitt der Reise nun über Glückstadt bis zum Zielort Wedel. Ein letzter Zwischenstopp in Glückstadt ist dabei unbedingt zu empfehlen – und das nicht nur wegen der frischen Matjes, die hier in allen Variationen zu bekommen sind: Die architektonischen Besonderheiten dieses einmaligen Stadtdenkmals, das auf den dänischen König Christian IV. zurückgeht, lassen die europäische Renaissance lebendig werden. Ganz anders und sehr sympathisch heißt anschließend die kleine Stadt Wedel die Schiffe auf der Elbe mit der Schiffsbegrüßungsanlage in der jeweiligen Landessprache und mit der Nationalhymne willkommen. Für die Radelnden heißt es dagegen leider Abschied nehmen. Eine erfüllte und entspannte Radreise neigt sich dem Ende zu. 

 

 

Tipp: 

Anhand der Internetseiten https://www.sh-tourismus.de/nordseekuesten-radweg, https://www.nordseetourismus.de/ und https://www.nordseekuesten-radweg.de/ lassen sich Tages- wie Wochentouren sehr gut vorbereiten. Zur Recherche von passenden Unterkünften bietet sich die Übersicht der Bett+Bike-Betriebe unter https://www.bettundbike.de/ oder das Gastgeberverzeichnis www.radlerquartiere.de an.

Von Caroline Beer

Für Caroline Beer ist Schleswig-Holstein seit über 20 Jahren Wahlheimat, Inspiration und Ruhepol zugleich. Auf ihren Touren lässt sie sich von der heimischen Flora und Fauna, von Geschichte und Geschichten begeistern und freut sich immer wieder neu  über Land und Leute.