Willkommen in der nördlichsten Weinregion Deutschlands

Wer Wein liebt, weiß, dass das „Terroir“ für den Geschmack und Charakter eines Weines entscheidend ist. Der französische Begriff bedeutet übersetzt „Gegend“ und steht im Weinbau für alle Standortfaktoren, die das Wachstum einer Traube prägen: die Beschaffenheit des Bodens mit seinen ganz unterschiedlichen Nährstoff- und Mineralgehalten sowie das Klima mit der Anzahl der Sonnenstunden und Niederschläge. Ein Wein, dessen Trauben in unserem Land zwischen den Meeren an den Reben gehangen haben, muss demnach ganz anders schmecken als einer aus dem tiefsten Süden Deutschlands.

Weinberg bei Sonnenuntergang
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Das Meeresklima, das bei uns dafür sorgt, dass es im Sommer nicht zu heiß und im Winter nicht zu kalt wird, kommt auch den Trauben zugute, die keine zu großen Temperaturschwankungen oder Trockenheit aushalten müssen. Die stete, frische Brise trocknet Feuchtigkeit schnell ab. So zeichnet die Weine aus dem Norden eine „delikate Fruchtausprägung“ aus, deren Aromen an Pfirsich, Aprikose und Banane erinnern, schreibt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung – und man fragt sich, warum in Schleswig-Holstein bei diesen doch recht guten Voraussetzungen eigentlich erst seit 2009 überhaupt wieder Weinbau betrieben wird...   

Historikerinnen und Historiker haben dazu verschiedene Thesen aufgestellt. Eine aus Laiensicht plausible Erklärung liegt in der Reformation. Für die katholische Kirche war Wein jahrhundertelang von beträchtlicher Bedeutung, da er seit jeher und bis heute zentraler Bestandteil jeder gefeierten Messe ist. Der Handel mit Wein und Messwein war für die Kirche im Mittelalter eine sehr gute Einnahmequelle. Im evangelischen Gottesdienst hingegen ist der echte Wein zum Abendmahl nicht obligatorisch, der Wein nimmt keine gleichbedeutende Rolle ein. Eine andere Erklärung für die erst zeitgenössische Renaissance des Weinbaus in Schleswig-Holstein liegt im starken Bevölkerungswachstum des Mittelalters. Weinanbauflächen wurden schlicht als Ackerflächen benötigt.

Weinrebe mit Weintrauben
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Dank Rheinland-Pfalz, das 2008 einige Hektar Rebflächen an Schleswig-Holstein „abtrat“, kommen wir heute wieder in den Genuss von regional erzeugtem, echt schleswig-holsteinischem Landwein. Erleben und Probieren kann man die feinen Weine zum Beispiel auf einem der Insel-Weingüter auf Föhr und Sylt. Ja, richtig gelesen: Auch hier gedeihen die Reben. 

Und auch in der Holsteinischen Schweiz gibt es Höfe, die die Besucherinnen und Besucher mit einem köstlichen Glas Weiß-, Rosé- oder Rotwein locken. Einer dieser Höfe ist der Ingenhof in Malkwitz bei Malente. Melanie Engel, die den Hof mit ihrer Familie betreibt, war eine der ersten, die das Experiment Weinanbau wagte und sich auf einige Hektar der neuen Rebfläche bewarb. Im ShoreTime-Podcast, dem Küstenschnack der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, erzählt sie, wie es zum Kurswechsel für ihren Hof kam, wie sie den Deutschen Wetterdienst von ihren Möglichkeiten überzeugte und worauf sie seit ihrem Start als Winzerin am meisten stolz ist.

TIPPS & INFO 

Der Ingenhof ist eine Genuss-Oase mit Feld-Café, Hofladen und Weingut in sanftem, sattgrünem Hügelland.

Der nördlichste „Weinberg“ Deutschlands befindet sich in Keitum auf Sylt und wird vom Rheingauer Winzer Balthasar Ress bewirtschaftet.

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Von Caroline Beer

Für Caroline Beer ist Schleswig-Holstein seit über 20 Jahren Wahlheimat, Inspiration und Ruhepol zugleich. Auf ihren Touren lässt sie sich von der heimischen Flora und Fauna, von Geschichte und Geschichten begeistern und freut sich immer wieder neu  über Land und Leute.