Weinanbau auf Föhr – ein Abenteuer

Wein auf Föhr – das klingt nach Spinnerei. Aber Christian Roeloffs hat es ausprobiert und ist seit zehn Jahren Winzer. Solaris, Johanniter, Sauvignon gris, Hibernal – so heißen die frischen und fruchtigen Sorten, die prächtig auf dem „Weinberg“ am Strand reifen. „Ein Geschmack, der zum Norden passt!“ Ein Gespräch mit dem Betreiber des nördlichsten Weinguts Deutschlands.

Ein Mann steht vor Weinstöcken.
© Sven Wied / Raufeld Medien

„Wein wächst überall!“

 

War Wein schon immer Ihre Leidenschaft?

Nein, ich hatte keine Ahnung. Bei uns im Norden trinkt man eigentlich andere Sachen. Warme Bowle hat zum Beispiel Tradition, oder Teepunsch.

Wie kamen Sie dann auf die Idee, eigenen Wein anzubauen?

Das war Jux und Dollerei. Wir hatten mal einen Pharmazeuten zu Besuch, der brachte Wein mit, den wir kosten sollten. „Ratet mal, woher der kommt!“, hat er gesagt. Ich weiß nicht mehr was ich geraten habe. Ganz sicher war es aber nicht Dänemark. Da kam der Wein nämlich her. Da dachte ich: Wenn die Dänen das können, können wir das auch! Also haben wir die Weinbaurechte für zwei Hektar in Schleswig-Holstein erworben, einen Weinkeller gebaut und losgelegt.

Das Weinwissen kam später?

Wir haben mit einem süddeutschen Winzer zusammengearbeitet und viel gelernt. Mein Sohn, er war von klein auf immer dabei, war so begeistert vom Weinanbau, dass er nach dem Abitur eine Ausbildung zum Winzer gemacht hat.

Mussten Sie auch Spott ertragen?

Der erste Wein, 2011 haben wir ihn gekeltert, war ein wenig gewöhnungsbedürftig, ein „Schnutentrecker“, wie man hier sagt. Das ist plattdeutsch und heißt „Schnauzenzieher“. Der Wein war also so sauer, dass sich der Mund verzieht. Aber das ist ja oft bei jungen Weinen so.

Wie würden Sie den Geschmack Ihres Weines beschreiben?

Nun, wir haben ja mehrere Sorten. Aber unser Waalem Kul aus den Rebsorten Solaris und Johanniter schmeckt nordisch frisch, fruchtig und spritzig.

Weingut Waalem auf Föhr
© Sven Wied / Raufeld Medien

Steife Brise, Regen, Strandboden – was hat Sie davon überzeugt, dass sich die Insel Föhr für den Weinanbau eignet?

Unser Wein wächst auf Sand, auf lehmigen Sandboden und schweren Lehmboden. Wenn Sie mich fragen: Wein wächst überall. Er wurzelt bis zu 15 Meter tief im Boden und kann sich alles erschließen. Das Gerede über Terroir ist meiner Meinung nach nur Story-Telling (lacht*). Ob ich das so sagen darf?

Haben Sie Fehler gemacht?

Fehler nicht. Aber wir haben unterschätzt, wie viel Arbeit in so einem Weinberg steckt. Wir kommen ja aus der normalen Landwirtschaft. Mit  600 bis 800 Arbeitsstunden pro Hektar haben wir nicht gerechnet. Außerdem haben wir etwa 30.000 Euro pro Hektar investiert. Im Weinanbau muss man langfristig denken! Wir wollen ja nachhaltig arbeiten.

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Weinanbau?

Wir bauen zum Beispiel Piwi-Weine an. Pilzwiderstandsfähige, robuste  Rebsorten, die mit viel weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen. Wir versuchen es jetzt auch mit einem Roten, dem Pinotin. Das ist auch so eine neue, pilzresistente Sorte.

Außerdem möchten wir mit alten Rebsorten arbeiten, die im Süden gar nicht mehr so gut gedeihen. Ja, der Klimawandel bewahrheitet sich immer mehr. So kam auch der Eisbär auf unser Etikett.