Nordische Filmtage Lübeck: Drei Filme, die neugierig machen

Die 65. Nordischen Filmtage Lübeck locken mit Filmen aus Europas nördlichsten Ländern. Ob experimentell, herzergreifend, lustig oder traurig – hier ist für alle etwas dabei. Schon allein wegen dieser drei Filme lohnt sich ein Besuch in Lübeck!

Nordische Filmtage Lübeck – ein cineastisches Vergnügen

Wer an Lübeck denkt, denkt wahrscheinlich nicht als erstes an Filme. Dabei ist die Hansestadt Dreh- und Angelpunkt für eines der wichtigsten Filmfestspiele Europas: den Nordischen Filmtagen Lübeck. Erstmalig 1956 veranstaltet, feiert das Filmfestival in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag. Es widmet sich vom 1. bis 5. November 2023 dem Screening von Filmen aus dem Norden und Nordosten des Kontinents. Gezeigt werden bei den Nordischen Filmtagen Spiel- und Kurzfilme, Dokus, Serien und mehr. 183 Werke laufen dabei in verschiedenen Spielstätten in der Hansestadt von der Rolle, viele davon auch im Online-Stream. Das Programm gibt es hier, der Ticketverkauf startet online sowie im CineStar Filmpalast am 28. Oktober. 

Hier kommen drei Vorstellungen aus drei Ländern als kleiner Vorgeschmack!

Zehn Leute gehen in Bademänteln, Anzügen und Sommerklamotten bei gutem Wetter – mit Schwimmreifen, Handtüchern und Weinflaschen ausgestattet – eine Straße entlang.
„Tillsammans 99“ eröffnet die Nordischen Filmtage und erzählt, was passiert, wenn eine ehemalige Kommune nach 24 Jahren wieder zusammenkommt. © Memfis Filmproduktion AB

1. Der schwedische Spielfilm „Tillsammans 99“

Was passiert, wenn eine alte Kommune aus den 70ern wieder aufeinandertrifft? Wie vertraut sind sich die Menschen noch? Wo haben sie sich auseinandergelebt? Und: Wie verändert solch ein Wiedersehen den Blick auf die Gegenwart? Darum geht es in Lukas Moodyssons Film „Tilsammans 99“, der die Nordischen Filmtage Lübeck eröffnet und viermal läuft. 

Der schwedische Regisseur lässt die Figuren aus seinem Kultfilm „Tillsammans“ (2000) Jahre später noch einmal zusammenkommen. Anlass ist der Geburtstag von Göran, der gemeinsam mit Klasse die Kommune am Leben hält. Während einige von ihnen einen radgroßen Brie und luxuriösen Rotwein als Geschenk mitbringen, entscheiden sich andere für eine Sichel zum Gärtnern. Man ahnt: Ihre heutigen Lebensstile könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch es wird noch immer über dieselben Dinge gezankt, alte Lieben stehen plötzlich wieder im Raum. Und die ehemalige Kommune erfreut sich trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – an ihrem Beisammensein. Der Film zeigt das Funktionale und Dysfunktionale dieser Gruppe auf wunderschöne Weise.

Spielzeiten: 1.11./19:30/KOLO & 2.11./10 Uhr/CS5 & 3.11./22:45/CS2 & 5.11./10:30/KOLO

Eine ältere, blonde Frau in pinkem Bademantel sitzt auf einer kargen, grauen Hügellandschaft und trinkt aus einer Tasse.
Der Dokumentarfilm „Heartist“ zeigt das bunte Leben der färöischen Malerin Sigrun Gunnarsdóttir. © Dan Andreasen

2. Der färöische Dokumentarfilm „Heartist“

Sigrun Gunnarsdóttir nimmt den Pinsel in die Hand und beginnt ein Bild zu malen. Doch der Blick von ihrem Atelier auf die majestätischen Berge der Färöer lenkt sie von der Arbeit ab – und so verklebt sie kurzerhand ihre Fenster mit Knallfolie. Die Künstlerin weiß genau, wie sie am besten arbeitet. 

Sigrun Gunnarsdóttir ist bekannt für ihre farbenfrohen Werke und den figurativen, surrealen Stil. Die beiden färöischen Regisseurinnen Marianna Mørkøre und Beinta á Torkilsheyggi fangen Szenen aus dem Alltag der Malerin ein, begleiten sie beim Bemalen der Wände der neuen Entbindungsstation des örtlichen Krankenhauses und lauschen Gesprächen zwischen ihr und ihrem Mann. So entstand ein liebevoller Dokumentarfilm, der die Eigenarten und die Lebensweise Gunnarsdóttirs präsentiert. Auf den Nordischen Filmtagen 2023 wird die Doku zweimal gezeigt.

Spielzeiten: 4.11./13 Uhr/CS5 & 5.11./10:45 Uhr/CS6

Zu sehen ist ein Wohnzimmer einer Puppenstube, in dem Stühle und offene, große Kartons stehen, sowie ein Fernseher, auf dem eine jüngere, schwarze Frau in die Kamera spricht.
Ein Blick in die Puppenstube: Im experimentellen Kurzfilm „Det finnes ingen naboer her lenger” geht es ums Thema Wohnen und Leben. © Sophie Søborg Mosbæk/Rosenlund Film

3. Der norwegische Kurzfilm „Det finnes ingen naboer her lenger”

Die norwegische Regisseurin Signe Rosenlund-Hauglid behandelt in ihrem Kurzfilm „Det finnes ingen naboer her lenger” („A Home On Every Floor“), der dreimal auf den Nordischen Filmtagen gezeigt wird, das Thema Wohnen, Leben & Zusammenhalt. Protagonistin Hanna Asefaw schaut in eine Puppenstubenversion ihres Osloer Wohnblocks aus ihrer Kindheit. Wo früher die Menschen unterschiedlichster Herkunft Gemeinschaft lebten, hat heute eine große Immobilienfirma alles verändert. Vom Leben in einer Sozialsiedlung ist nicht mehr viel übriggeblieben. In einer kraftvollen, lyrischen Darstellung schildert sie das damalige Miteinander, beleuchtet soziale Nöte und den tiefen Zusammenhalt zwischen den Menschen. 

Kurzfilme haben auf den Nordischen Filmtagen Lübeck seit jeher Tradition. Die Nordic Shorts präsentieren sich 2023 in fünf Programmblöcken. Dieser Block zeigt sechs Kurzfilme, die sich dem Thema „Inbetween“ („Dazwischen“) widmen: Geschichten von Menschen, die sich in einem Zustand gegenwärtiger Erwartungen und ungewisser Zukunft befinden.

Spielzeiten: 1.11./19:45 Uhr/CS2 & 2.11./12:30 Uhr/KOKI & 4.11./22:15 Uhr/CS1