Moore in Schleswig-Holstein: Zurückhaltende Schönheiten erkunden

Die Moore in Schleswig-Holstein beeindrucken mit unwegsamer Landschaft und seltenen Pflanzen- und Tierarten. Auch können die geheimnisvollen Wandergebiete zum Klimaschutz beitragen: Denn trockengelegte Moore, die wieder vernässt werden, speichern viel CO2.

Blühende Wollgräser im Moor: Die Blüten der Pflanzen sehen aus wie weiße Pompons. Sie wachsen zwischen Birken.
Ein Meer aus Wollgras inmitten junger Birken: So sehen die „Weißen Wochen“ im Dosenmoor aus. © Matthias Süßen/Wikipedia

Moore in Schleswig-Holstein: Mystische Landschaften zum Eintauchen

Moore üben seit jeher eine Faszination auf die Menschen aus. Das Moor steht für das Geheimnisvolle, es kommt rau und verwunschen zugleich daher. Moorböden sind weich, weder Land noch Wasser. Die zarte Geräuschkulisse, die einen umgibt, lässt einen aufhorchen: Sei es das Blubbern verborgener Wasserläufe, das Rauschen der Blätter, das Flattern der Vögel oder das Rascheln der Gräser, die von scheuen Tieren durchkreuzt werden.

Viele seltene Tierarten haben im Ökosystem Moor ihren Lebensraum – unter den Tieren im Moor finden sich zum Beispiel Moorfrosch, Schlingnatter oder Bekassine. Auch die Pflanzenwelt, die im Moor gedeiht, ist einzigartig. 

Im Frühjahr kommen Leben und Farbe in die Landschaft: Die pinke Rauschbeere, das fluoreszierende Grün der Moose und Gräser. Ein besonderes Schauspiel sind die „Weißen Wochen“ im Mai, sehr schön im Dosenmoor und im Himmelmoor anzusehen, wenn das Wollgras fruchtet und ein Meer aus weißen Pompons die Pflanzeninseln und Wassersenken überzieht. 

Im Sommer zeigen sich die Moore in Schleswig-Holstein von ihrer wild-bunten Seite: Wogende Wollgräser, blühende Heide und der glitzernde Sonnentau verzaubern Entdeckungsfreudige, die über federnden Bohlenwegen auf Erkundungstour gehen. 

Romantisch, aber auch etwas schaurig ist die Stimmung im Herbst und im Winter: Nebel liegt wie ein Weichzeichner über den abgestorbenen, knorrigen Baumstämmen, man denkt an Moorgeister, verirrte Schafe und Wandernde, vom Moor verschluckt.

Apropos verschluckt werden. „Es ist tatsächlich nicht ungefährlich, im Moor unterwegs zu sein“, sagt Björn-Henning Rickert. Er ist Biologe und Moorexperte vom Naturschutzbund (NABU) Neumünster. „Man kann bis zur Hüfte stecken bleiben und kommt aus eigener Kraft nicht mehr heraus. Aber völlig verschwinden, wie im Film, kann man im Moor nicht.“ Weil Schlamm eine höhere Dichte hat, wird der Körper wie ein Korken hochgedrückt, erklärt der Experte. Und sowieso: Wer das Ökosystem Moor erkundet, läuft auf vorgegebenen Wegen, Stegen oder Erlebnispfaden, bei denen Tafeln zusätzliche Informationen liefern.

Eine Moorlandschaft im Winter, in der umgekippte Bäume mit Schnee bedeckt im Wasser liegen.
Das Himmelmoor in Quickborn: Nicht nur im Winter eine himmlische Augenweide. © Theodor Hildebrecht/Förderverein Himmelmoor e.V.

Moore in Schleswig-Holstein als beliebte Ausflugsziele

Die Moore in Schleswig-Holstein sind allemal einen Besuch wert. Da wäre zum Beispiel das Dosenmoor, das größte regenerierende, also wiedervernässte, und noch teilweise erhaltene Hochmoor Schleswig-Holsteins. Dort hat der NABU Neumünster mehr als 170 Vogelarten gezählt. Neben diversen Gänsen und Enten schweben Bekassinen, Kraniche, Seeadler und Falken durch die Wolken, zu Land findet man Mooreidechsen, Teichmolche oder Ringelnattern. Oder das Himmelmoor bei Quickborn, das seinem Namen alle Ehre macht: Denn auf den weiten Wasserflächen spiegeln sich bei gutem Wetter der Himmel und die Wolken. Auch das Jardelunder Moor nahe der dänischen Grenze besticht mit seiner Flora und Fauna: Besucherinnen und Besucher sehen seltene Libellen wie die Große Moorjungfer und den großen Brachvogel, während sie entlang Weißem Schnabelried spazieren. Das Wilde Moor bei Schwabstedt wartet mit quakenden Moorfröschen, Kreuzottern sowie Heidekräutern, Moosbeere und Krähenbeere auf. 

Das Thorsberger Moor bei Süderbrarup hat eine besondere Historie: Es diente während der römischen Kaiserzeit als germanisches Opfermoor. Die Kulturschätze, die dort geborgen wurden, stellt heute das Schleswig-Holsteinische Landesmuseum Schloss Gottorf aus. Highlight der Ausstellung: die Moorleiche von Windeby, 1952 im Domslandmoor bei Eckernförde entdeckt. 

Ökosystem Moor: Wässern fürs Klima?

Wer in der Materie steckt, weiß: Wenn es um das Ökosystem Moor geht, geht es heute immer auch um das Klima. Im 17. Jahrhundert begannen Menschen, Moore zu entwässern, um auf dem Moorboden Siedlungen zu errichten und Landwirtschaft zu betreiben. Aber: Aus den trockengelegten Moorböden entweicht Kohlenstoff und bildet klimaschädliche Treibhausgase. Im Jahr entweichen hierzulande aus den Mooren rund 53 Millionen Tonnen Treibhausgase – das sind 7,5 Prozent der Gesamtemissionen, mehr als der innerdeutsche Flugverkehr verursacht. 

Der Bund sieht mit seiner Strategie zur Wiedervernässung der Moore zwar vor, dass bis 2030 die CO2-Emissionen aus Moorböden jährlich um mindestens fünf Millionen Tonnen, also rund zehn Prozent, reduziert werden. Doch in der Praxis sei dieses Unterfangen laut Wissenschaft gar nicht so leicht. Denn es gebe weder verbindliche Maßnahmen für die Landwirte und Landwirtinnen sowie Konzepte, die alle wichtigen Akteurinnen und Akteure miteinbeziehen, noch verlässliche Karten über die Moorböden. 

Das Moor: Eine Landschaft, die die Menschen auch weiterhin beschäftigen wird.