Dass Lübeck mit seinen Höfen und Gängen ein beliebtes Ausflugsziel ist, ist weitreichend bekannt. Dass der Weihnachtsmarkt in der Hansestadt jedes Jahr zu einem stimmungsvollen Vergnügen einlädt, ebenfalls. Doch dass die Stadt an der Trave eine grüne Oase mit zahlreichen Parks und Gärten ist, die zum Staunen und Verweilen einladen, wissen wohl die wenigsten.
Gärten und Parks in Lübeck – die Hansestadt von ihrer grünen Seite
Konzerte am Lübecker Holstentor
Wir beginnen unseren grünen Rundgang durch Lübeck am Wahrzeichen der Stadt: dem Holstentor. Die eisernen Löwen flankieren die grüne Wiese vor dem markanten gotischen Bauwerk. Während eine junge Frau ihre Harfe auspackt, um mit sanften Klängen den Blick auf eines der beliebtesten Fotomotive Nordeuropas zu begleiten, toben einige Kinder fröhlich auf der Wiese umher. Im Sommer dient diese häufig als Bühne für kleine Konzerte. Wir genießen noch einen Augenblick die Stimmung an dem eindrucksvollen Bauwerk und genehmigen uns eine Walnuss-Gorgonzola-Schnecke aus dem Café „Schneckenhaus“ in der Tourist-Information in der Nähe. Gut gestärkt geht es von hier aus am Ufer der Trave entlang in Richtung Malerwinkel.
Malerische Häuser am Ufer
Der Name ist Programm, denn mit den schmalen Straßen und seinen bunten Hausfassaden ist dies wirklich ein malerischer Winkel der Stadt. Vor den Häusern haben die Bewohnerinnen und Bewohner zahlreiche Blumentöpfe platziert. Auch einige Hochbeete sorgen für frisches Grün in der mit Kopfstein gepflasterten Straße. Vor einem der Häuser wird sogar selbstgemachte Marmelade verkauft. Am Ufer haben sich ein paar Sonnenhungrige niedergelassen und breiten bereits die Picknick-Decke aus. Sie sitzen zwischen umgedrehten Kanubooten und Wäscheleinen, an denen die Bewohnerinnen und Bewohner dieses Viertels ihre Kleidung gehängt haben. Auch auf dem Wasser herrscht munteres Treiben. In kleinen Motorbooten oder auf dem SUP-Board lässt es sich an diesem spätsommerlichen Tag auf der Trave gut aushalten.
Vom Malerwinkel aus führt uns unser Weg in das historische Grün der Stadt: die Wallanlagen. Einst dienten sie zum Schutz der Hansestadt als Befestigungsanlage. Heute sind sie ein dankbares Naherholungsgebiet für Lübecker Bürger und Touristen gleichermaßen. Unter Buchen hindurch geht es um die Altstadtinsel herum. Dabei passieren wir das ein wenig versteckte Kaisertor. Die Natur hat sich das Relikt aus früheren Zeiten Stück für Stück zurückerobert.
Kaffee trinken in der Fleischhauerstraße
Die erste Pause steht in der wunderschönen Fleischhauerstraße an. Mit zahlreichen kleinen Cafés, Restaurants, charmanten Läden und sogar einer eigenen Kaffeerösterei kann man sich kaum entscheiden, wo man Platz nehmen soll. Wir gehen noch ein Stück weiter und landen schließlich in dem Café Galerie für eine Nacht im Tünkenhagen 32. Die Girlande mit der Aufschrift „heute hausgebackener Kuchen“ hat uns direkt angesprochen und in das kleine charmante Café gezogen. Ein Stück Käsekuchen und Schokotarte später geht es gestärkt weiter in die Bürgergärten. Moderne Skulpturen treffen auf altehrwürdige Bäume. Direkt vor den Fassaden des beeindruckenden Heiligen-Geist-Hospital ist im Jahr 2023 ein ganz besonderes Gartenprojekt umgesetzt worden. Im sogenannten „Übergangsgarten“ auf dem historischen Platz Koberg stehen rund 200 Hochbeete, in denen Gemüse, Kräuter und Blumen für ein echtes Farbspektakel sorgen. Dazwischen laden Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein, sogar eine Sandkiste für Kinder ist zwischen den Beeten aufgebaut. Der perfekte Platz inmitten der Stadt, um ein Picknick im Grünen vor historischer Kulisse zu genießen.
Über die sogenannte „Glitzerbrücke“ geht es runter von der Altstadtinsel zur Falkenwiese mit seinem historischen Naturbad. Hier befindet sich auch der Schulgarten, der nicht nur den Kindern der Hansestadt die Pflanzenwelt näherbringen soll, sondern mit seinem Botanischen Garten auch ein wahres Feuerwerk der Blütenkunst für Pflanzenfreunde bereithält. Durch die verschiedenen Themengärten zu streifen und die wunderschöne und zum Teil auch etwas sonderbare Pflanzenwelt zu erleben, lässt einen fast vergessen, dass wir uns noch in einer Stadt befinden. Der Pavillon hält Bücher zum Schmökern bereit, im Kaffeehäuschen gibt es kleine Leckereien und einen besonders leckeren Cappuccino.
Wer nach diesem Blumenspektakel noch nicht genug hat, der zieht weiter zum Drägerpark und genießt von dort aus einen faszinierenden Blick auf die Lübecker Altstadt. Im nahegelegenen Stadtpark wiederum ist der Neid den Spazierenden ins Gesicht geschrieben, wenn sie an den imposanten Gründerzeitvillen vorbeigehen. Der ein oder andere nimmt auf der Parkbank unter altehrwürdigen Blutbuchen oder dem Silberahorn Platz und träumt sich hinter die historischen Fassaden der Wohnhäuser.
Zurück in der Altstadt haben wir uns nach dieser erlebnisreichen Tour ein leckeres Essen mehr als verdient. Das Restaurant „Fangfrisch“ lockt direkt gegenüber des Drehbrückenplatzes mit regionalen Fisch-Gerichten. Hier stehen sogar Garnelen aus Schleswig-Holstein auf der Speisekarte. Wer nicht im Restaurant Platz nehmen möchte, der gönnt sich am Fangfrisch-Kiosk direkt auf dem belebten Platz an der Wassertreppe ein Fischbrötchen und genießt den Blick auf Traditionssegler und Trave.
Von Jana Walther
Jana ist als gebürtiges Nordlicht bei Wind und Wetter in Schleswig-Holstein unterwegs – immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten und spannenden Geschichten. Wenn sie mal nicht bei einem Cappuccino mit Meerblick in ihrer Heimat Kiel in die Tasten haut, findet man sie abseits des Trubels auf unbekannten Pfaden in den Naturschutzgebieten des Landes.