Frühlingsgefühle im Naturpark Lauenburgische Seen

Wo in Schleswig-Holstein lassen sich die ersten Frühlingsgefühle besser wecken, wo kann man besser in die Natur eintauchen und sich vom Alltagsstress erholen als in der idyllisch-urwüchsigen Landschaft des Naturparks Lauenburgische Seen? Wie ein blaues glitzerndes Band ziehen sich die Flüsse und Seen von Nord nach Süd durch den eiszeitlich geprägten Naturpark: Die Wakenitz von Lübeck bis nach Ratzeburg, der Ratzeburger See, über den Schaalseekanal verbunden mit dem Schaalsee, daneben noch viele andere kleinere Seen – insgesamt über 40.

Natur-Detailaufnahme
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Als Kontrastprogramm zur Schleswig-Holsteinischen Nord- und Ostseeküste ist der Naturpark mit seinen großen, weiten, aber auch kleinen, versteckten Waldseen nicht nur die idyllische „Süßwasseralternative“ zu den raueren Küsten, sondern auch die Region der Superlative: Ältester Naturpark Schleswig Holsteins (gegründet 1961), waldreichste Region Schleswig-Holsteins, tiefster See Norddeutschlands (der Schaalsee), bekanntester Narr Schleswig Holsteins (Till Eulenspiegel aus Mölln).

Auf geht’s zu drei vorfrühlingshaften Erkundungstouren entlang des blauen Seenbandes.

Erste Tour: Entschleunigung an der Wakenitz – Mit dem Fahrrad von Lübeck nach Rothenhusen

Die Wakenitz – ehemaliger Grenzfluss zwischen Ost- und Westdeutschland – wird nicht ohne Grund auch „Amazonas des Nordens“ genannt. Trotz des noch fehlenden Grüns kann ich jetzt schon erahnen, wie sich die Flusslandschaft im Frühjahr und Sommer zu einer amazonasartigen Landschaft verwandelt: große Strecken des Ufers sind dicht bewaldet und das Geäst der Bäume ragt bis ins Wasser, urige Erlenbruchwälder und Weiden, deren Äste wie Lianen ins Wasser hängen, säumen den Flusslauf.

Besondere Eindrücke am Radweg: die Lübecker „Wasserkunst“, die kleine Insel Spieringshorst und das daran angrenzende Vogelschutzgebiet. Ab Mai brüten hier Wasservögel und ein wildes Geschnatter wird zu hören sein.

Vorbei am schön gelegenen Naturfreibad Kleiner See, das mein Badeherz höher schlagen und Vorfreude aufkommen lässt, wird die Wakenitz wieder schmaler und es bieten sich herrliche Blicke auf den Fluss. Immer wieder bleibe ich stehen und lasse mir die würzige Luft auf der Zunge zergehen. In einem dieser Momente habe ich Glück: Auf einem übers Wasser ragenden Ast sitzt ein Eisvogel. Plötzlich stürzt er ins Wasser und fliegt mit einem kleinen Fisch im Schnabel wieder auf und zurück auf seinen Ast, wo er ihn verspeist.

Von diesem Naturerlebnis beglückt, radele ich weiter Richtung Rothenhusen. Hier liegt das Ausflugslokal „Fährhaus Rothenhusen“, in dem man ab 1. April regionale Spezialitäten oder auch Kaffee und Kuchen genießen und dabei den Blick weit über den Ratzeburger See schweifen lassen kann. Im Frühling mache ich die Tour noch einmal, aber dann auf dem Wasser. Meine Vorfreude auf die Kanusaison ist riesig.

Detailaufnahme im Wald mit Baumstamm, Ästen, Moose
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Zweite Tour: Spaziergang über eine eiszeitliche Insel im Schaalsee – der Seedorfer Werder

Auf dem Wanderparkplatz an der Seedorfer Kirche stelle ich das Auto ab und studiere erstmal die Infotafel. Auf meine Frage, was „Werder“ eigentlich sind, bekomme ich hier schnell Antwort: Werder sind eiszeitliche Hügelkuppen, die als Halbinseln aus dem Schaalsee ragen. Entstanden durch die vom abfließenden Schmelzwasser der letzten Eiszeit abgelagerten Geröllmassen sind sie Teil der Moränenlandschaft, die das Bild des hügeligen Naturparks prägen. Schon der Beginn des Weges ist beeindruckend: Von der Kirche geht es durch eine gewaltige, zu einem Herrenhaus gehörige Roteichenallee auf den Werder. Dabei liegt links von mir der Seedorfer Küchensee und rechts der große Schaalsee. Am Aussichtsplatz auf einer Anhöhe im Osten des Werders genieße ich den uneingeschränkten Weitblick über den Schaalsee mit seinen Inseln: Wie in Schweden. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?

Erwartungsfroh und von der Ruhe und Abgeschiedenheit tiefenentspannt setze ich meine kleine Erkundungstour fort. Immer wieder begeistern mich die Ausblicke von den Hügelkuppen über Feuchtwiesen, durch die Kraniche waten und über Trockenrasenflächen, auf denen Wildgänse rasten. So unberührt und urig wie sich die Natur mir hier zeigt, lege ich mich trotz der noch kühlen Luft dick eingepackt auf ein Waldsofa und tauche für ein paar Minuten ein in alles, was mich hier umgibt: Vogelgeschnatter, das Rauschen der Bäume im Wind, Wald-, Wiesen- und Seeluft.

Die Natur der Werder ist über ein halbes Jahrhundert lang in Ruhe gelassen worden. Der Schaalsee war durch die innerdeutsche Grenze längsgeteilt und die Werder lagen am Zonenrand – die Natur blieb hier ungestört. Flora und Fauna konnten sich frei entfalten. Jetzt stehen die Werder unter Naturschutz. Voll von unvergesslichen Eindrücken und mit einem Gefühl von Dankbarkeit komme ich zurück zum Parkplatz: Danke, dass diese wunderschöne Natur- und Kulturlandschaft geschützt wird und wir sie genießen und uns in ihr erholen dürfen.

Wandersteg zwischen feuchten Wiesen im Hellbachtal
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Dritte Tour: Das Hellbachtal und seine drei Seen

Dass hier im Naturpark Naturschutz und Tourismus Hand in Hand gehen, spüre ich auch auf meiner Wanderung durchs malerische Hellbachtal: Die sehr gut erschlossenen und gekennzeichneten Wanderwege, die Infotafeln, auf denen wir anschaulich etwas über die Entstehung und den Schutz der Landschaft, über Flora und Fauna erfahren sowie die in die Natur eingepassten Rastplätze und Aussichtspunkte laden zum Entdecken, Verweilen und Entspannen ein.

Vom Parkplatz „Hellbachtal“ am südöstlichen Ende des Drüsensees beginne ich meinen Spaziergang bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher. Der Weg verläuft nicht direkt durch das feuchte Wiesental, sondern auf der Anhöhe mit herrlichen Ein- und Ausblicken in das eiszeitlich geformte Tal und auf den Hellbach. Die drei ganz unterschiedlichen Seen mittendrin kann man direkt ansteuern: Der eine Türkisblau und nährstoffarm, der nächste nährstoffreich und grünlich und der dritte moorig-braun! Ich bin gespannt, das zu erleben.

Zwischendurch nutze ich die Brücken und Stege, um meinen Blick ungestört schweifen zu lassen. Ein besonders romantischer Anblick: Die beiden in sich verschlungenen Eichen „Adam und Eva“, auf die ich an der Hellbachbrücke kurz vor dem Krebssee treffe. Als ich dann noch das kristallklare Türkisblau des Krebssees erblicke, bin ich wirklich beeindruckt: Wie ein riesengroßer Opal schimmert die Wasseroberfläche in der Sonne. Nicht die kleinste Trübung verschleiert den Blick in die Tiefe des Wassers, ein kleiner Flusskrebs krabbelt auf dem Grund. Eine wunderschöne Badestelle gibt es hier auch, nur leider ist es jetzt noch zu kalt. Im Sommer komme ich wieder hierher, das steht fest.

Gar nicht weit von diesem Gewässerwunder liegt das Nächste: Der kleine, runde Lottsee. Durch seine Verlandungszonen und seinen Algenreichtum schimmert er grünlich. Ab Juli leuchten hier die Blüten der gelben Teichrose aus dem Wasser. Weiter geht’s zum Schwarzsee. Sein Name spricht für sich: moorig-braun liegt er da, umgeben und teilweise bedeckt von Schwingrasen, der trügerisch auf der Wasseroberfläche wächst – hineintreten sollte man da besser nicht. Generell sollten aus Naturschutzgründen sensible Uferbereiche gemieden werden. Ab Mai sieht man hier den seltenen Drachenwurz weiß blühen. Auch der insektenfressende Sonnentau, der Moorfrosch und der Eisvogel sind hier zu Hause.

 

Wer gerne ausgiebig Vögel beobachten möchte, kann das zum Beispiel auf verschiedenen sehr schön gelegenen Vogelbeobachtungstürmen tun, beispielsweise am Mechower See und am Kittlitz See. Weitere Informationen zum Naturpark Lauenburgische Seen, die besten Kanutipps und vieles mehr in unserem Podcast „ShoreTime – der Küstenschnack“.

Von Julia Anrecht

Julia Anrecht lebt seit über 20 Jahren in Kiel, lässt die Stadt gerne mal links liegen und erkundet die vielfältige schleswig-holsteinische Natur. Langweilig wird es ihr hier nie: Ob Ostsee- oder Nordseeküste, Fluss- oder Seenlandschaften, Wälder oder Wiesen – je nach Laune findet sie ein passendes Ziel und entdeckt dabei immer wieder Neues.