Wandern hat etwas Magisches. Zu Beginn ist alles noch ganz normal. Die Gedanken kreisen um die Arbeit, um die Familie, den nächsten Arzttermin, kurz: um alle privaten und beruflichen Baustellen, derer man sich annehmen muss. Je länger man aber einen Fuß vor den anderen setzt – und mehr ist es im Prinzip ja nicht, – desto mehr treten die Gedanken in den Hintergrund.
Willkommen auf dem Naturparkwanderweg
Ein eigenartiges Denk-Vakuum entsteht, das wir gar nicht mehr gewohnt sind. In diese kopfmäßige Leere treten dann leise die ersten Empfindungen: Man hört das eigene Atmen und Herzklopfen. Wie sitzen die Schuhe? Passt der Rucksack? Dann umfängt mich die wohltuende kühle Luft des Waldes.
Ich laufe auf dem Naturparkwanderweg, der auf einer Route von 180 Kilometern vier Naturparks Schleswig-Holsteins verbindet: den Naturpark Schlei im Norden, den Naturpark Hüttener Berge sowie Westensee im Kreis Rendsburg-Eckernförde und den Naturpark Aukrug bei Neumünster. Gelbe Pfeile weisen mir den Weg, der 2021 eröffnet wurde. Kilometer-Anzeiger, Übersichts- und Themen-Infotafeln am Wegesrand bieten Anlass für ein Päuschen und geben detailliert Auskunft über die Landschaft, in der ich mich bewege. „Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen“, soll Goethe gesagt haben.
Und ich lebe schon so lange in Schleswig-Holstein, da ist es an der Zeit, anzukommen in der Natur und das Land und seine Bewohner in Echtzeit kennenzulernen.
Viel bedeutet es mir, Teil eines Ganzen zu sein, das schützenswert ist: Die Auszeit auf dem Naturparkwanderweg liegt nah und ist gut zu erreichen, auch mit Bus und Bahn. Ich bewege mich zu Fuß fort und nicht mit dem Flugzeug oder dem Auto. In Wald und Feld bin ich es, die zuhört und keinen Krach macht, die ihren Müll mitnimmt und auf den Wegen bleibt, um Wildtiere und Vögel nicht zu stören. Das Naturschutzgebiet am nordöstlichen Westensee zum Beispiel ist ein kleines Paradies: Wasservögel wie Reiher- und Schellente, Blässhuhn, Zwergsäger, Hauben-, Schwarzhals- und Zwergtaucher kommen hier vor. Und sogar Eisvogel, Schwarzspecht und Seeadler sind in dieser Region heimisch.
Meine heutige Etappe hat mich von Fleckeby entlang der Kleinen Hüttener Au durch das geschützte Gehege Krummland bis zum Aschberg geführt – mit stolzen 98 Metern einer der höchsten Erhebungen Schleswig-Holsteins. Am Panorama-Hotel Aschberg werde ich mit müden Beinen den Aussichtsturm besteigen und in die Ferne sehen, dann richtig gut essen und anschließend Sterne zählen am dunklen Naturpark-Nachthimmel.
Tipp:
Informativ, übersichtlich und gut strukturiert ist die Website https://naturparkwanderweg.de: Von ausführlichen Hintergrundinformationen über die aktuelle Wetterlage bis zum Wanderführer als Download und GPX-Daten mit Anleitung bietet diese Website alles, was man zur Planung der Wanderung benötigt.
Weitere Informationen zum Naturpark-Wanderweg gibt es außerdem im Podcast „ShoreTime – der Küstenschnack“.
Von Caroline Beer
Für Caroline Beer ist Schleswig-Holstein seit über 20 Jahren Wahlheimat, Inspiration und Ruhepol zugleich. Auf ihren Touren lässt sie sich von der heimischen Flora und Fauna, von Geschichte und Geschichten begeistern und freut sich immer wieder neu über Land und Leute.