Wie geht es mir eigentlich an einem norddeutschen Februartag wie diesem? Es ist zwar ziemlich neblig heute, aber ich kann trotzdem gut beobachten, wie der Wind einen Regentropfen an meinem Wohnzimmerfenster auf seinem Weg nach unten in die linke Richtung wegschiebt. Schnell noch einen Schluck Tee, bevor ich auf die Frage antworte: Ich muss gestehen, es ging mir nie besser! Ich fühle mich pudelwohl mit dicken Socken und meiner Lichterkette, die es seit Weihnachten immer noch nicht zurück in die Schublade geschafft hat. Und tatsächlich liebe ich das Wort „Schmuddelwetter“. Für Nordlichter und alle, die den Norden gerne besuchen, klingt dieses Wort nämlich nach Gemütlichkeit, Ruhe und etwas mehr Zeit fürs Ich. Den kürzesten Monat des Jahres widme ich voll und ganz dem Thema Wellness. Möglichkeiten gibt es wie Sand am Meer – und zwar gleichermaßen an Nord- und Ostseeküste wie auch in den schleswig-holsteinischen Binnenregionen. Und siehe da: Tiefenentspannt und mit rosigen Wangen mache ich mich in aller Ruhe startklar für den ersten Punkt auf meiner Wellness-Liste.

Balsam für Körper, Seele und Geist: Wellness in Schleswig-Holstein

Aufwärmen – Abkühlen – Aufwärmen
Es gibt ein ebenso simples wie effektives Prinzip, den Kreislauf in Schwung zu bringen und die Lebensgeister aus dem Dornröschenschlaf wachzuküssen: der Wechsel zwischen Wärme und Kälte. Wie gut das auch in der Praxis funktioniert, erlebe ich, als ich nach einem ersten Gang in die Farblicht-Bio-Sauna tapfer durchs Kneippbecken wate, um dann anschließend im herrlich warmen Whirlpool zu entspannen. Vitalität, das heißt Lebenskraft, denke ich, während es um mich herum sachte blubbert. Genau aus diesem Grund habe ich mir das Vitalia Gesundheitszentrum in Bad Segeberg als Auftakt ausgesucht. Meine Wellness-Reise beginnt also mitten in Schleswig-Holstein – und zwar buchstäblich. Von hier aus wird mich mein Weg in den nächsten Tagen in alle Himmelsrichtungen führen.
Meerwasser – Algen – Schlick
Das norddeutsche Wellness-Mekka Sankt Peter-Ording darf auf meiner Roadmap natürlich nicht fehlen. Die Menschen nehmen weite Wege auf sich, um es sich in der Dünen-Therme an der deutschen Westküste gut gehen zu lassen. Ob auspowern oder zur Ruhe finden, jeder wählt seinen individuellen Fokus. Meiner richtet sich auf den Zauber der Halbinsel Eiderstedt, dessen Vorzüge die Dünen-Therme geschickt komprimiert. Ortsgebundene Heilmittel sind in vielen Anwendungen von zentraler Bedeutung. Meerwasser beispielsweise ist reich an Jod, Magnesium und Mineralen und lindert Hautprobleme und Entzündungen. Auch Algen strotzen nur so vor Nährstoffen und antioxidativen Eigenschaften. Ich entscheide mich für das Schlickpeeling. Das „Winterschnäppchen“ regt den Stoffwechsel an, kurbelt das Immunsystem an und bringt meine Haut zum Strahlen. Das müssen meine Freundinnen sehen, beschließe ich noch am selben Abend und schnappe mir mein Telefon.
Lachen – Schwelgen – Genießen
Auf meine Damen ist Verlass. Wir drei treffen uns im Waldschlösschen in Schleswig, genauer gesagt im GartenSpa, dem Wellness-Bereich des Romantik Hotels. „For Ladies only“, lautet das Motto des Freundinnen-Wellness-Pakets. Gemeinsam eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen und mal wieder ganz für sich zu sein, tut uns gut. Und da auch Lachen bekanntlich gesund ist, kommen wir dieser Empfehlung – bei Fruchtspießen und Prosecco in der Ladies Lounge – nur allzu gerne nach.
Der wundervollen Region am Ostseefjord Schlei bleiben wir in dieser Konstellation noch ein Weilchen erhalten. Am Abend checken wir im Hotel Südspeicher in Kappeln ein. Die einstige Siloanlage hat eine bewegte Geschichte. Beim Umbau zum Hotel wurde nicht nur großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, sondern auch darauf, den historischen Charme und den maritimen Charakter des Speichers zu erhalten. So geben die bodentiefen Fenster unseres Hotelzimmers tatsächlich den Blick auf die Kappelner Klappbrücke frei. Nach einer erholsamen Nacht verlängern wir unseren Wellness-Trip mit einem Besuch der kleinen, exklusiven, finnischen Sauna-Lounge des Südspeichers. Hier ist man ganz unter sich.

Wald – See – Sahnehäubchen
Nun geht es für mich alleine weiter zum Großen Eutiner See. Dick eingemummelt begebe ich mich auf eine Gesundheitswanderung einmal rund um das glitzernde Gewässer, auf dessen Oberfläche sich das Eutiner Schloss spiegelt. Die achteinhalb Kilometer scheinen kürzer als gedacht, da der Rundweg verschiedene Atem- und Dehnübungen bereithält. Mein achtsames „Waldbad“ vertiefe ich mit einem regelrechten Tauchgang. Denn ich habe mir aus den verschiedenen audio-geführten Mediationen das Thema Baum ausgesucht. Und während sich mein Blick in der Krone einer noch kahlen Rotbuche verliert, wird mir etwas nochmals ganz bewusst: Dem alltäglichen Gedankenkarussell, in dem Gutes und Schlechtes Platz nehmen, einmal den Stecker zu ziehen, auch das gehört zu Wellness!
Nach dieser Frischluft-Dosis widme ich mich der kulinarischen Seelsorge in der SeeLoge an der Stadtbucht von Eutin. Ein Kaffee mit Sahnehäubchen und ein Stück Apfelkuchen im Kaminzimmer, genauso hätte es meine Omi nach einem langen Spaziergang bestellt. Und diese Vorstellung wärmt von innen! Von Wärme und Seeblick gönne ich mir noch einen Nachschlag in der hauseigenen Sauna und den Ruheräumen mit Panoramablick.

exotisch – norddeutsch – selig
Die vorerst letzte Station meines Wellness-Februars ist Stormarn, gewissermaßen der entspannte Sitznachbar vom etwas quirligeren Hamburg. Und Entspannung ist ja schließlich mein aktuelles Lebensmotto. Mein Tag startet exotisch – im balinesischen Wellnesstempel Vabali Spa in Glinde. Vier Dampfbäder, fünf Pools, sagenhafte 13 Saunen, jede für sich einzigartig! Drei Wellness-Rosinen picke ich mir für diesen Tag in aller Ruhe heraus und beschließe, einfach so lange wiederzukommen, bis ich alles (mindestens) einmal ausprobiert habe.
Als krönenden Abschluss habe ich mir etwas ganz Besonderes aufgespart. Mitten im malerischen Sachsenwald liegt das Waldhaus Reinbek. Im angeschlossenen Wellness- und Kosmetikinstitut Waldbeauty gönne ich mir eine Luxus Gesichtsbehandlung, die genau abgestimmt ist auf meinen Hauttyp (ich würde ihn als rosig-glücklich und frisch wie der norddeutsche Februar bezeichnen). Meine Seele baumelt immer noch, als ich schon längst zu Hause angekommen bin.
gut – zu – wissen:
- Das Vitalia Gesundheitszentrum hat zwei Standorte: in Bad Segeberg (angebunden an das Vitalia Seehotel) und in Norderstedt
- Das Winterschnäppchen „Schlickpeeling“ in der Dünen-Therme in Sankt Peter-Ording kostet 25,60 Euro. Auch zu empfehlen: „Meersalz-Öl-Peeling“ auf der Schwebeliege für 30 Euro
- Freundinnen-Wellness für drei Personen im Waldschlösschen in Schleswig für 35 Euro pro Person; ebenfalls ein Highlight: Wellness-Angebot „Wie die Wikinger in Miklagard“ samt Rasul-Zeremonie, Seifenschaumwaschung und Massage ab 115 Euro pro Person bei zwei Teilnehmenden
- Im Hotel Südspeicher in Kappeln ist ein exklusiver Sauna-Besuch ohne fremdes Publikum möglich (Nutzung Privatsauna nur mit Reservierung)
- Die Wellness-Etage in der SeeLoge bietet einen herrlichen Blick auf den Großen Eutiner See
- Für einen Besuch im balinesischen Wellness-Resort sollte man etwas Zeit mitbringen: Das Vabali Spa umfasst 36.000 Quadratmeter
- Zum großzügigen Spa-Bereich des Waldhaus Reinbek gehört unter anderem eine echte Salzgrotte

Von Tina Ott
Dem Geburtsort im Ausweis zufolge mag sie zwar eine Karlsruher Suppennudel sein. Aber Tina ist seit Jahrzehnten mit Leib, Seele und Vokabular eingenordet: zu Hause in Kiel, glücklich bei Meerblick und gleichermaßen vernarrt in die norddeutsche Landschaft wie in den trockenen Humor der Menschen, die zwischen den Meeren leben und lachen.