Sylter Walpfad: Schweinswale in der Nordsee entdecken

Die Tierwelt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist spannend und vielfältig. Der Sylter Walpfad rückt einen Meeresbewohner ganz besonders in den Fokus: den Schweinswal. Die Nationalpark-Rangerin Anne Schacht erklärt, was Besucherinnen und Besucher auf dem „Whalewatch Trail“ erwartet und warum die Tiere vor Sylt geschützt werden müssen.

Der Kopf eines Schweinswals ragt aus dem Wasser.
Schweinswale gehören zu den kleinsten Walen der Welt – und gelten in Deutschland als gefährdet. © Adobe Stock/Colette

Schweinswale in der Nordsee: Heimisch vor Sylt und Amrum

Eine kleine, graue Rückenflosse, die kurz an der Wasseroberfläche zu sehen ist, bevor sie wieder abtaucht: Nicht nur für bekennende Wal-Fans ist so eine Sichtung ein tolles Erlebnis. Wobei manche Gäste der Inseln Amrum oder Sylt vielleicht gar nicht wissen, welches Tier sie da in der Ferne erspäht haben: sehr wahrscheinlich einen Schweinswal, der auch in der schleswig-holsteinischen Nordsee heimisch ist. 

Reckt eines der Tiere dann den Kopf aus dem Wasser, ist die Begeisterung groß. Niedlich sind die Schweinswale mit ihrem runden Kopf und der niedrigen Stirn nicht zuletzt wegen ihrer Größe: Im Durchschnitt erreichen die Meeressäuger eine Körperlänge von etwa 1,60 Metern, die Weibchen können sogar etwas größer werden. Damit gehören sie zu den kleinsten Walen der Welt. Der Sylter Walpfad lenkt die Aufmerksamkeit auf die „Kleinen Tümmler“, wie sie auch genannt werden – und  auf andere Natur-Highlights rund um die Nordseeinsel.

Eine Infotafel des Sylter Walpfades an einer Brüstung, der Blick geht auf die Nordsee
Insgesamt 22 Tafeln informieren auf dem Sylter Walpfad zum Tier- und Umweltschutz. © Matthias Kundy/LKN.SH

Sylter Walpfad: Gut informiert die Insel erkunden

Der Sylter Walpfad ist ein Projekt des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und lokaler Naturschutzverbände. Er umfasst insgesamt 22 Infotafeln und -stelen, die entlang des Weststrandes bis nach List auf Sylt in Strandnähe platziert wurden. Ziel ist es, Besucherinnen und Besuchern der Insel spannende und wichtige Fakten zu Flora und Fauna vor Ort zu vermitteln. „Die interaktiven Drehtafeln umfassen je vier Themen, die durch das Drehen nach und nach sichtbar werden“, sagt Anne Schacht. Sie ist Rangerin des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und unter anderem für die Umweltbildung auf Sylt zuständig. 

Der Sylter Walpfad ist eine gelungene Ergänzung zu geführten Natur-Touren und Ausstellungen und kann nach Lust und Laune und auch ganz spontan entdeckt werden. „Man sieht fast immer jemanden an den Drehtafeln stehen“, sagt Schacht. Auf denen taucht der Schweinswal immer wieder auf – es gibt aber auch Informationen zu anderen Strand- und Meerestieren und zum Klimaschutz. Die Infotafeln bieten zudem einen perfekten Blick aufs Meer: „Besonders bei ruhigem Wasser sind die Chancen am größten, einen Schweinswal zu entdecken“, sagt Schacht. Wichtig sei aber Geduld, so die Rangerin.

Eine Person fährt mit dem Fahrrad durch Dünen.
Den Sylter Walpfad kann man ideal mit dem Rad erkunden – immer den Weststrand entlang. © Adobe Stock/Konrad Weiß

Der Schweinswal in der Nordsee gilt als bedroht

Was aber nicht unerwähnt bleiben sollte: Der Schweinswal in der Nordsee ist bedroht und steht auf der roten Liste gefährdeter Tierarten. Bereits im Jahr 1999 wurde deswegen vor Sylt das erste Walschutzgebiet Europas im Nationalpark Wattenmeer ausgewiesen. Ziel ist es, die Tiere besser vor Gefahren zu schützen, die vor allem vom Menschen ausgehen: „In dieser sogenannten Schutzzone 2 dürfen zwar noch Schiffe fahren und Wassersport betrieben werden, aber es gilt ein Tempolimit. Und die Stellnetzfischerei ist untersagt“, sagt Rangerin Anne Schacht. 

Neben Lärm, der die Wale irritiert und vertreibt, gehören Stellnetze zu den tödlichen Gefahren für die Tiere, weil sie sich in den Netzen verfangen und nicht mehr zum Luftholen auftauchen können. Trotz der Schutzzone geht die Schweinswalpopulation in der Nordsee langsam, aber stetig zurück. Wie viele Tiere aktuell noch vor Sylt leben und warum der Bestand weiterhin sinkt, sei nicht abschließend geklärt, so Schacht. Umso wichtiger sei es, sowohl die Menschen vor Ort als auch Besucherinnen und Besucher darauf aufmerksam zu machen, rücksichtsvoll mit der Natur und den Meeresbewohnern umzugehen. Der Sylter Walpfad sei dafür ein schönes und hilfreiches Projekt, der „ohne erhobenen Zeigefinger“ auskomme, betont Anne Schacht.

Sylter Walpfad auf dem Fahrrad erkunden

Noch ein Tipp für einen Sylt-Besuch: Wie auch der Rest der Insel kann der Sylter Walpfad ideal auf dem Rad erkundet werden. Die Nationalparkverwaltung empfiehlt, hierfür eine Ein- oder Zwei-Tages-Tour einzuplanen. Von Westerland aus kann die circa 20 Kilometer lange Nord-Tour oder die circa 19 Kilometer lange Süd-Tour genommen werden. Wichtig: „Die Infotafeln stehen nicht direkt am Weg, sondern meist bei den Strandübergängen, man muss also ein Stück die Dünen rauf“, sagt Rangerin Schacht. Aber wer Wale entdecken möchte, braucht ja auch einen guten Blick aufs Meer.

Übrigens: Ab Ende Mai bringen die Schweinswale ihre Jungen im Nationalpark Wattenmeer auf die Welt. Diese Zeit ist für einen Besuch besonders empfehlenswert!