Nichts schmeckt so gut, wie eine zuckersüße Pflaume, die direkt vom Baum in den Mund wandert. Kein Apfel ist so knackig, wie der frisch vom Ast gepflückte. Die spätsommerliche Obsternte in Schleswig-Holstein ist eine ganz besondere Zeit. Wenn das Steinobst und die zahlreichen Apfelsorten langsam reif werden, herrscht auf den Höfen im Norden Hochbetrieb. Bei einigen können Besucher sogar selbst Hand anlegen – und einen unvergesslichen Hoftag erleben.
Äpfel und Pflaumen direkt vom Baum: Obsternte in Schleswig-Holstein erleben
Wir beginnen unsere Höfe-Entdeckertour am Ortseingang von Grömitz an der Ostsee. Auf dem Obsthof Schneekloth gibt es von Juni bis Oktober reichlich Früchte zum Selbstpflücken. Den Anfang machen im Sommer Erdbeeren, Himbeeren und Kirschen. Weiter geht es im Spätsommer mit Pflaumen, Reneclaude und Mirabellen bis im Oktober dann noch Quitten und Holunder darauf warten, vom Baum geholt zu werden. Mit einem Korb ausgestattet geht es an den Pferdekoppeln entlang, vorbei an Wildblumenwiesen, auf denen Bienen die Wahl zwischen Sonnenblume, Malve und Borretsch haben. Die weitläufigen Obstplantagen sind gut ausgeschildert, sodass wir schnell an unserem heutigen Ziel ankommen: den Pflaumen und Mirabellen. Da die schönsten Früchte bekanntlich ganz oben hängen, stehen Leitern bereit. So gelangen wir auch bis in die Baumkronen hinein. Naschen ist zwischendurch natürlich erlaubt und wir haben am Ende mit unseren vollgepackten Körben schwer zu tragen, als es wieder zurück in Richtung Hofladen und Café geht. In diesem Jahr wird es wohl reichlich Pflaumenmarmelade geben.
Hoferlebnisse für Kinder
Inzwischen ist das Ponyreiten für die Kinder gestartet, während wir es uns mit einem Stück Apfelstreuselkuchen unter einem Apfelbaum gemütlich machen. Ponydame „Ginny“ läuft zwischen den Café-Besuchern frei herum und holt sich gelegentlich Streicheleinheit ab. Kinder kommen auf dem Obsthof besonders auf ihre Kosten. Traktoren stehen zum drauf herumklettern bereit und die Ziegen freuen sich ebenfalls über einen Besuch. Kleiner Geheimtipp: Jeden Donnerstag ist ab 12 Uhr Kartoffelpuffer-Tag. Früh da sein lohnt sich, denn am Nachmittag können die leckeren Puffer schon ausverkauft sein.
Äpfel pflücken direkt am Nord-Ostsee-Kanal
Von der Ostsee geht es weiter an ein anderes Gewässer – den Nord-Ostsee-Kanal. Auf Gut Warleberg steht im August bereits die Apfelernte auf dem Programm, wenn die frühen Sorten Delbarestival und Zari schon reif sind. In unmittelbarer Nähe zu der meistbefahrenen künstlichen Seeschifffahrtsstraße der Welt stehen die Apfelplantagen und lassen einen beim Pflücken die Sorgen des Alltags ganz schnell vergessen. Es hat schon fast etwas Meditatives, die schönsten Äpfel auszuwählen und ins Körbchen zu legen. Hier ist man ganz bei sich.
Nach der vergnüglichen Arbeit folgt der nächste Leckerbissen. Denn im Obstcafé gibt es täglich frisch gebackenen Kuchen. Unter den Kirschbäumen sitzend mit Blick auf den Kanal lässt sich ein Besuch auf Gut Warleberg perfekt ausklingen.
Alte fast vergessene Apfelsorten
Den Nord-Ostsee-Kanal weiter hinab geht es zunehmend in Richtung Nordseeküste. Wir machen aber noch mal einen Abstecher in Richtung Norden an das Ufer der Treene – genauer gesagt nach Hollingstedt. Denn hier gibt es auf dem Apfelschiff gleich 150 verschiedene Apfelsorten zum Verkosten – darunter auch viele alte, fast vergessene wie die Zabergäu Renette. Mitte August sind bereits die ersten frühen Sorten reif. Bis in den Oktober können auf dem Apfelschiff Leckereien immer freitags gekauft werden. Selber aufs Feld geht es hier als Besucher allerdings nicht. Dafür ist die Auswahl einfach unschlagbar.
Bildungsort für Nachhaltigkeit
Wer in das Hofleben so richtig eintauchen möchte, macht sich auf den Weg an den Ostseefjord Schlei. Der Biobetrieb Erlebnishof Helle liegt idyllisch zwischen Wiesen und Obstgärten und hat ein außergewöhnliches Konzept. Ob bei der Versorgung der Tiere am Morgen, bei der Gartenarbeit oder bei der Ernte: Als anerkannter Bildungsort für Nachhaltigkeit dürfen die Gäste überall mithelfen.
Während der verschiedensten Führungen, Seminaren und Aktionen wird das Hofleben erlebbar und wertvolles Wissen vermittelt. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Tour, in der man mehr über das Prinzip der Permakultur erfährt und Knicks und Wildobsthecken besucht? Beim Käse-Workshop erfährt man dagegen endlich, wie die Löcher in den Käse kommen. Besucher dürfen den Hof auch auf eigene Faust erkunden. Bei „Landpartie und Picknick“ gibt es einen Korb mit hofeigenen regionalen Köstlichkeiten, der dann am selbst ausgewählten schönsten Platz verspeist werden kann.
Der Hof ist übrigens auch einer der Austragungsorte des Naturgenussfestivals. Bei der Veranstaltungsreihe der Stiftung Naturschutz finden überall in Schleswig-Holstein draußen in der Natur Events – oftmals mit einem kulinarischen Highlight – statt. Mit der historischen Torfbahn geht es unter anderem durchs Himmelmoor inklusive Grill-Genuss. Bei einer Pilzwanderung durch den Stiftungswald Stodthagen lernen die Teilnehmenden, welche essbaren Pilze in den schleswig-holsteinischen Wäldern zu finden sind. Und bei der Wanderung durch das Kaltenhofer Moor gibt es zu der einmaligen Landschaft eine Weinverkostung.
Wann es auf welchem Hof etwas zu ernten gibt, wo die versteckten idyllischen Hofcafés Schleswig-Holsteins zu finden sind und welche Hofläden ihre Produkte direkt verkaufen: All das erfährt man in der Übersichtskarte von Gutes vom Hof – ein Angebot der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Wer noch die ein oder andere Rezeptidee für die nordischen Leckereien benötigt, wird in dem Portal ebenfalls fündig.
Von Jana Walther
Jana ist als gebürtiges Nordlicht bei Wind und Wetter in Schleswig-Holstein unterwegs – immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten und spannenden Geschichten. Wenn sie mal nicht bei einem Cappuccino mit Meerblick in ihrer Heimat Kiel in die Tasten haut, findet man sie abseits des Trubels auf unbekannten Pfaden in den Naturschutzgebieten des Landes.