Sommer in der Holsteinischen Schweiz - da plätschern sofort sachte Wellen in den Ohren, es duftet nach Seerosen und man bekommt Lust, die Füße und Fingerspitzen zur Abkühlung ins Wasser zu halten. Zu meinem persönlichen Glück ist dieses Element in der Holsteinischen Schweiz reichlich vorhanden. Denn ich habe endlich einmal wieder eine Kanutour geplant.

Kanuwandern in der Holsteinischen Schweiz

Klar zum Ablegen
Drei Tage sind geplant. Für eine Stadtführung und ein anschließendes Picknick machen wir uns auf den Weg nach Plön. Das Besondere: Beides werden wir von der Wasseroberfläche aus genießen.
Nach einem kleinen Paddeltraining nimmt unser 10-Mann-Boot, ein „Kanadier“, alsbald Fahrt für eine Stadtführung auf. Zwar werden die Plöner Stadtbucht und das Schloss mit jedem gewonnenen Meter etwas kleiner, aber gleichzeitig wächst die Stadtkulisse aus der Seeperspektive zu einem stimmigen, fast majestätischen Ganzen. Während wir die schönsten Ecken von Plön erkunden, versorgt uns unser seefester Stadtführer mit interessanten und charmanten Anekdoten. Dass wir fünf der 17 Stadtseen in knapp zwei Stunden durchfahren haben, macht sich bald in den Schultern bemerkbar. Also lassen wir zwischendurch nicht nur die Seele, sondern auch die Arme ein bisschen baumeln.
Alle Mann an Deck
Als wir am Nachmittag ein weiteres Mal in See stechen, dieses Mal jeder in einem eigenen Kanu, fühlen wir uns schon ganz wie erfahrene Seebären. Für unser gebuchtes Kanu-Picknick auf dem Großen Plöner See ziehen wir zwei bis zum Rand gefüllte Tonnen hinter uns her: belegte Brötchen und Würstchen, Gemüsesticks und frisches Obst, etwas zu Naschen und zum Knabbern, Getränke und – gewissermaßen als Mitbringsel für unsere Gastgeber – eine Packung Fischfutter.
Die Abendsonne lässt goldene Funken auf den kräuseligen Wellen sprühen. Ein langer, wunderschöner Tag neigt sich dem Ende zu.

Wasser marsch
Am nächsten Tag wollen noch vor dem ersten Paddelschlag alle Alltagssorgen über Bord werfen. Da bereits alles ganz bequem von zu Hause aus geplant, organisiert und gebucht ist und unser Kanu-Verleiher schon alles für uns vorbereitet hat, steht unserem Vorhaben nichts im Wege.
Auf uns wartet Schleswig-Holsteins größter Naturpark. Die über 200 Seen und seine leicht hügelige Landschaft, die sich in unmittelbarer Nähe zwischen Kiel und Lübeck streckt, haben wir der letzten Eiszeit zu verdanken. Dazu gehört auch die Schwentine als Überbleibsel einer eiszeitlichen Schmelzwasserrinne. Sie übernimmt eine Schlüsselfunktion für den mit 55 Kilometern längsten Wasserwanderweg des Nordens, wird uns an unserem Sommerwochenende die Richtung vorgeben und uns wie ein guter alter Dia-Projektor ein Postkartenmotiv nach dem anderen präsentieren.
Die Stadtschwentine führt uns zunächst vom Großen Plöner See einmal mitten durch die Plöner Altstadt über den Schwanen- und Stadtsee bis in den Kleinen Plöner See. Auf dieser ersten Etappe sind schon etwas mehr Geschicklichkeit und Konzentration gefordert als am Vortag. Einmal zwingt uns der niedrige Wasserstand, auszusteigen und die Boote über eine Rollenbahn zu ziehen. In Wahlstorf legen wir bei einem Bistro an, genießen einen Imbiss und strecken im warmen Gras alle Viere von uns. Nun ist es nicht mehr weit bis zu unserem Nachtquartier. Der Campingplatz am Lanker See hat für uns eine gemütliche Holzhütte reserviert.

In Sommer steckt ein „Om“
Am Morgen beobachten wir vom Ufer aus, wie ein Kormoran durch den Frühnebel gleitet. Diese Ruhe hat etwas Magisches. Daher versuchen wir, so leise wie möglich unsere Kanus zu beladen und in den zweiten Tag unserer Wasserwanderung zu starten. Ab Preetz bekommen wir mehr und mehr Gesellschaft. Ein Hausboot, ein Tretboot, mehrere Segler, Angler, sogar zwei Taucher treffen wir. Auch eine Yoga-Klasse auf Stand-up-Paddling-Boards passieren wir. Niemand kommt sich in die Quere, alle geben aufeinander acht. „Friedliche Koexistenz von Wasserliebhabern“, dieser Gedanke geht mir durch den Kopf, als sich eine Entenfamilie vorsichtig unseren beiden Booten nähert. Was sich bedauerlicherweise auch nähert, ist unsere vereinbarte Aussetzstelle, wo uns unser Bootsverleiher erwartet.
Zeit für ein Fazit …
Die Holsteinische Schweiz bringt mir Glück, Spaß, Erholung und Armmuskeln. Das finde ich super! Die Seenlandschaft ist nicht nur wunderschön, sondern auch perfekt durch Flussläufe vernetzt. Es gibt freundliche und flexible Kanuverleihe mit Shuttleservice und oftmals auch Personenrücktransport. Auch Kanustationen, Rastplätze, Gaststätten, variantenreiche Übernachtungsmöglichkeiten sowie kulturelle Angebote sind entlang der Wanderstrecken vorhanden. Will sagen: Zwischen die Holsteinische Schweiz und mich passt kein Blatt Papier. Nur ein Kanu!
Tipps, Links und Lektüre
- Vor allem für die Sommersaison empfiehlt sich eine frühzeitige Reservierung.
- Im Sommer gibt es romantische Abendtouren z. B. ab Malente und Eutin.
- Kanustrecken lassen sich gut mit Radtouren und Wanderwegen kombinieren.
- Man sollte sich gründlich mit den Befahrungsregeln vertraut machen, um Natur- und Vogelschutzgebiete nicht zu gefährden. So stehen z. B. die Inseln der Schwentine und des Naturparks Holsteinische Schweiz unter Naturschutz.
- Die Kanu-Stadtführung Plön findet dienstags und donnerstags um 17 Uhr sowie freitags um 10 Uhr statt, für mindestens 6 bis maximal 9 Personen, bei rund 20 Euro pro Person. Eine Anmeldung über die Tourist Info Plön ist erforderlich (www.holsteinischeschweiz.de).
- Im Blog „Siehs mal anders“ (www.holsteinischeschweiz.de) berichtet u. a. Stadtführer Rolf Balk Wissenswertes und Kurioses über seine Region.
- Kanutouren-Tipps gibt es unter https://www.holsteinischeschweiz.de/paddeln-touren

Von Tina Ott
Dem Geburtsort im Ausweis zufolge mag sie zwar eine Karlsruher Suppennudel sein. Aber Tina ist seit Jahrzehnten mit Leib, Seele und Vokabular eingenordet: zu Hause in Kiel, glücklich bei Meerblick und gleichermaßen vernarrt in die norddeutsche Landschaft wie in den trockenen Humor der Menschen, die zwischen den Meeren leben und lachen.