Garten- und Parkanlagen in Stormarn – grüne Streicheleinheiten für die Seele

An einem frühlingshaften Sonntag sitze ich im T-Shirt auf meinem Balkon im Windschatten und spüre die Wärme. Die Sonne steht hoch, der Himmel ist blau, und an den Bäumen zeigen sich die ersten hellgrünen Blättchen. Während es die Spatzen schon seit einigen Tagen von den Dächern pfeifen, habe auch ich es jetzt endlich begriffen: Der Frühling ist da! Höchste Zeit, rauszukommen und neue Ziele in der nahen Umgebung zu entdecken. Nach einer kurzen Recherche nehme ich mir drei Garten-Ausflüge vor: Schloss Ahrensburg mit seinem historischen Schlosspark, den so beliebten wie bekannten Jersbeker Barockgarten sowie den Kurpark in Bad Oldesloe, in dem man auf den Spuren des alten Salzpfads wandeln kann.

Brücke und Schlossgraben vom Schloss Ahrensburg
© sh-tourismus.de

Im Tal der Aue: Schlosspark Ahrensburg

Zwei riesige Löwenskulpturen aus Sandstein begrüßen mich an der Brücke, die über den Schlossgraben zum leuchtend weißen Herrenhaus Schloss Ahrensburg führt. Lebensechte Kunstwerke des Bildhauers Ludwig Lücke aus dem Jahr 1765, die, je näher ich herantrete, fast zu schnurren scheinen. Die Löwen erinnern mich daran, dass in der Zeit der Entstehung des Schlosses um 1585 – während der kulturgeschichtlichen Epoche der Renaissance – die Idee, einen Garten wie ein Kunstwerk zu gestalten, noch neu war. Vorher gab es nur Nutzgärten, zum Beispiel Küchen- und Arzneigärten, aber keine, die ausschließlich dem Spazierengehen dienten. Die adeligen Damen und Herren, die das Schloss Ahrensburg bewohnten, suchten im Schlosspark also Zerstreuung und Muße. Heute würde man sagen: Entspannung.

Und die suche ich im Prinzip ja auch. So lasse ich das Schloss im Sonnenschein hinter mir und gehe an der Historischen Schlossmühle vorbei, immer am Flüsschen Aue entlang. Linden, Eichen, Buchen und Weiden säumen meinen Weg und rauschen im Wind, zum Teil sollen sie so alt sein wie die Löwen am Schloss. Während die Aue leise plätschert und die Enten quaken, suche ich mir eine Bank und lasse in der zarten Frühlingsluft die Gedanken schweifen.

Harmonie in der Form: Barockgarten Jersbek

Wenn man den Begriff „Barock“ hört, denkt man nicht gleich als erstes an einen Garten, eher an prächtige Roben und goldenes Besteck. Grund genug, den nächsten Ausflug zum Jersbeker Barockgarten zu machen. Schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließ Gutsbesitzer Bendix von Ahlefeldt den Park nach Vorbild von Ludwig dem XIV. und seinem Gartenarchitekten André Le Nôtre um- und ausbauen. So legte er auch die klassischen Bestandteile eines Barockgartens Parterre, Boskett und Waldquartier an, die dieser Gartenanlage bis heute erhalten geblieben sind.

Schon von Weitem entdecke ich die zwei- und vierreihigen Lindenalleen, die als Hauptelemente der rechteckigen Anlage die symmetrische Struktur des Parks prägen. Eine Info-Tafel lädt mich zu einer von drei historischen Rundtouren ein: Vom sogenannten Fasanenhof und angrenzendem Küchengarten gehe ich zum Eingang des Barockgartens, dem Rondell und Torhaus. Von da spaziere ich weiter zum Mittelpunkt der Anlage, dem Lindenkreis „Zwölf Apostel“. Wie ein willkommener Gast fühle ich mich in dieser altehrwürdigen Runde aus Bäumen, die dem Gutsbesitzer in früheren Tagen als „Grüner Salon“ dienten. Durch Heckengang und Hauptallee flaniere ich bis zum nördlichen Ende des Parks zu einem kleinen achteckigen Wasserbecken, in dessen Mitte ein weißer Obelisk thront. Natur und Geschichte sind an diesem Ort eng verwoben, denke ich, und die Bäume sind Zeugen vergangener Zeiten. Seite an Seite mit den fast 300 Jahre alten Bäumen gehe ich zurück zum Ausgangspunkt und mache noch einen Abstecher zum „Eiskeller“ und der ehemaligen Holländerei.

Die Trave umgeben von grüner Vegetation
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Balsam für die Seele: Kurpark Bad Oldesloe

Ziemlich genau auf der Hälfte der Strecke zwischen Hamburg und Lübeck liegt das beschauliche, von den zwei Flüssen Trave und Beste umflossene Städtchen Bad Oldesloe. Wie der Namenszusatz „Bad“ schon verrät, hat Bad Oldesloe etwas, dass es als Ort der Erholung auszeichnet. Erholung klingt gut in meinen Ohren und ich mache mich bei frühlingshaftem Wetter auf den Weg zum Kurpark, wo man neben den historischen Spuren der Salzproduktion in der Stadt auch den Anfängen der Stadt als Kurort folgen kann.

Meinen Rundgang starte ich an den Salzquellen im Kurpark und folge dem Pfad bis zum Salzteich, der inmitten des Parks in völliger Ruhe und Abgeschiedenheit daliegt. Die ersten Kurgäste, die ab 1813 in die Stadt kamen, wünschten hier in dem sanft-salzhaltigen Wasser zu baden, weil sie sich davon eine gesundheitsfördernde Wirkung erhofften. 1824 wurde der Salinen-Teich deshalb gereinigt, vergrößert und mit einem Badekarren und Badefloß versehen. Die Saline, einst mittelalterlicher Großbetrieb mit bis zu 200 Beschäftigten, überdauerte die Zeit nicht, zu groß war die Konkurrenz aus Europa und Übersee. Der Kurbetrieb brachte der Stadt 1910 immerhin den Titel „Bad“.

Viele Bad Oldesloer nennen den Kurpark auch „Kurwald“. Und jetzt weiß ich auch warum: Der weitläufige Park ist kein sorgfältig beschnittener, gehegter und gepflegter Kurbereich, sondern eine wilde Oase der Natur, die sich hier in allen Farben und Formen ausleben darf.   

Weitere Informationen zur Vorbereitung des Ausflugs nach Stormarn:

https://tourismus-stormarn.de/de/home

Von Caroline Beer

Für Caroline Beer ist Schleswig-Holstein seit über 20 Jahren Wahlheimat, Inspiration und Ruhepol zugleich. Auf ihren Touren lässt sie sich von der heimischen Flora und Fauna, von Geschichte und Geschichten begeistern und freut sich immer wieder neu  über Land und Leute.