Während die Kieler Förde zu jeder Jahreszeit zahlreiche Spaziergänger und Radfahrer anlockt, scheint eine Perle der Landeshauptstadt noch ein wenig unentdeckt: die Gärten und Parks. Mal liegen sie ein wenig abseits bekannter Pfade, mal nur einen Steinwurf vom allseits beliebten Wasser entfernt.
Gärten und Parks in Kiel: Wenn Kultur auf grüne Oasen trifft
Mit dem Rad lassen sich die grünen Oasen Kiels am besten erkunden. Wir starten unsere Entdeckertour durch die Gärten und Parks im Herzen der Landeshauptstadt am Kleinen Kiel. So heißt das kleine Binnengewässer mit der markanten Fontäne in der Mitte, welches die Altstadt umrahmt. Es verbindet die beiden Grünanlagen Hiroshimapark und Ratsdienergarten miteinander. Im Sommer tummeln sich die Stadtbewohner am Wasserspiel des beliebten Jeppe-Hein-Brunnens und gönnen sich auf den Liegen eine kleine Auszeit vom hektischen Alltag. Dabei immer im Blick: der imposante Rathausturm. Wer dabei ein paar Dolce-Vita-Gefühle verspürt, der sollte sich nicht wundern. Denn der Kieler Rathausturm hat tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem weltweit bekannten Bau auf dem Markusplatz in Venedig.
Geschichte und Kunst im Ratsdienergarten
Mit dem Rad geht es am Wasser entlang, vorbei an wilden Pflanzen am Uferrand und schnatternden Wildgänsen. Ein kurzer Halt lohnt am Klaus-Groth-Denkmal. Dem niederdeutschen Dichter und seinem Werk ist diese Brunnenanlage des Kieler Künstlers Heinrich Mißfeldt gewidmet worden. Das Bauwerk von 1912 zeigt neben einer Statue des Klaus Groths auch Bilder als Reliefs, die Situationen aus seinen Dichtungen darstellen sollen, sowie Text-Ausschnitte aus seinen Werken. Dort, wo früher die Ratsdiener ihre Gärten bewirtschaftet haben, trifft heute Naherholung auf Geschichte und Kunst im öffentlichen Raum.
Weiter geht es mit dem Rad der Kieler Sprottenflotte durch den Schlossgarten in Richtung Kieler Förde. Der Weg führt uns ein paar Minuten am Wasser entlang, bevor es dann in einen der versteckten Schätze der Landeshauptstadt geht. Denn nur einen Steinwurf von der belebten Förde-Promenade entfernt liegt der Alte Botanische Garten.
Versteckte Perle: der Alte Botanische Garten
Auf verschlungenen Pfaden geht es vorbei an alten Gehölzen, an exotischen Vertretern wie dem Küstenmammutbaum oder den mehr als 20 Meter hohen Sumpfzypressen. Das Literaturhaus im Fachwerkgewand, was früher einmal das Haus des Garteninspektors gewesen ist, verbindet wieder Natur mit Kultur und fügt sich in die besondere Pflanzenlandschaft ein. Selbst das kleine Gerätehaus wird mit den davor blühenden imposanten Stauden zu einem echten Blickfang. Der Alte Botanische Garten ist hügelig und am höchsten Punkt lädt der Pavillon zu einem Picknick mit Blick auf den alten Baumbestand ein. Von hier oben kann man sogar wieder das Wasser entdecken. Auch einige Bänke bieten sich vor unterschiedlichen Kleinbiotopen für eine kleine Verschnaufpause an. Besonders die knallig-pinke Blüte des Blutweiderich – der Staude des Jahres 2024 – lässt Gärtnerherzen am kleinen Teich höherschlagen.
Natürlich ist auch der klassische Botanische Garten an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel einen Besuch wert. Hierfür kann man gleich einen ganzen Tag einplanen, denn auf dem rund zehn Kilometer langem Wegenetz gibt es reichlich zu entdecken. In kürzester Zeit geht es von den afrikanischen Trockengebieten in den Gewächshäusern durch das Nebelwaldhaus mit Pflanzen aus den Hochgebirgslagen der Tropen vorbei an der Pflanzenvielfalt Asiens bis in die heimischen Biotope wie Heide, Düne oder Moor.
An der Kaimauer pausieren
Unsere Radtour führt uns nun vom Alten Botanischen Garten weiter in den Norden der Stadt. Es geht wieder am Wasser entlang bis in die Wik. Doch bevor wir die Förde mit der Fähre überqueren, lohnt ein kleiner Abstecher in den Anscharpark. Das ehemalige Militärgelände hat eine bewegende Geschichte. Heute ist es ein buntes Wohn- und Kulturviertel mit Coworking-Space, einem Atelier, einem gemütlichen Café mit weitläufigem Garten und Grünflächen, die zum Picknick mit Blick auf die historischen Gebäude locken.
Vom Anscharpark aus ist es nicht mehr weit bis zur Fähre, die uns von der Wik nach Holtenau bringt – unserer letzten Station der Tour. Räder können problemlos mit auf die andere Seite genommen werden. Dann führt der Weg am Ufer entlang, vorbei an Wildblumenwiesen und den kleinen Läden an der Kaimauer, hinauf bis zum Leuchtturm. Im Schiffercafé gibt es zum Ende der Tour noch ein deftiges Fischbrötchen oder ein Stück frischen Kuchen.
Wer jetzt noch weiter möchte, der fährt bis nach Schilksee hoch, um den Skulpturenpark zu besichtigen. Rund um das Gut Seekamp stellte der Bildhauer Hans Kock (1920-2007) seine Großskulpturen zwischen dem alten Baumbestand auf. Wieder einmal trifft faszinierende Kunst auf sattes Grün und schafft in den Besuchern eine perfekte Symbiose zwischen Ruhesuchendem und Entdecker.
Von Jana Walther
Jana ist als gebürtiges Nordlicht bei Wind und Wetter in Schleswig-Holstein unterwegs – immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten und spannenden Geschichten. Wenn sie mal nicht bei einem Cappuccino mit Meerblick in ihrer Heimat Kiel in die Tasten haut, findet man sie abseits des Trubels auf unbekannten Pfaden in den Naturschutzgebieten des Landes.