Früh morgens durch das Naturjuwel Wattenmeer

Zu Fuß von Amrum nach Föhr laufen: Bei Ebbe ist dieses ganz besondere Erlebnis möglich. Bei Nacht ist es gleich noch faszinierender und ermöglicht einen unvergesslichen Sonnenaufgang zwischen den nordfriesischen Inseln.

Eine Hand mit Muscheln
© sh-tourismus.de

Als wir uns früh morgens mit Wattführer Dark Blome auf Amrum treffen, ist es noch stockfinster. Heute soll es zu Fuß rüber nach Föhr gehen. Acht Kilometer durch die endlosen Weiten des schleswig-holsteinischen Wattenmeers – inklusive eines Sonnenaufgangs, den wir laut Dark Blome so schnell nicht vergessen werden.

Ein bisschen mulmig ist einem schon zumute, als es im Dunkeln zu Fuß immer weiter raus und weg von den letzten Häusern der Insel geht. Das Wattenmeer hat schon immer eine mystische und ein bisschen unheimliche Wirkung auf mich gehabt. Doch Sorgen mache ich mir keine. Schließlich ist das Wattenmeer Dark Blomes zweites Zuhause. Seit mehr als 20 Jahren führt er durch die Weiten dieses einzigartigen UNESCO-Weltnaturerbes.

Lebensraum für mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten

Dark Blome ist der einzige staatlich geprüfte Wattführer im Bundesland und geht mit einer Leidenschaft durch diese faszinierende Schlammwüste, die sofort ansteckend ist. Eigentlich ist er gelernter Bäcker, doch es habe ihn schon immer mehr nach draußen gezogen. Seine Zeit in Australien habe ihn sehr geprägt. Viele Naturparks habe er hier erleben dürfen, die Arbeit der Ranger immer bewundert. Deshalb hat er sich in Niedersachsen ganz offiziell als Wattführer ausbilden lassen – und ist anschließend auf seine Heimatinsel Amrum zurückgekehrt, um seine Liebe zum Wattenmeer mit Urlaubern und Gästen zu teilen.

Als wir nach einem kleinen Fußmarsch begleitet von den schrillen Rufen des Austernfischers im Watt ankommen, setzt bereits die Morgendämmerung ein. Der Schlick glitscht zwischen den Füßen hindurch und Dark Blome macht begeistert auf die Bewohner dieses Naturraums aufmerksam: die pazifische Felsenauster, die es mit ihren scharfen Kanten sogar durch Gummistiefel schafft, die flinke Strandkrabbe, die Miesmuschel und natürlich der Wattwurm.  Mit seinen Prielen, Sandbänken, Salzwiesen und Dünen ist das Wattenmeer Lebensraum für mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten.

Eine Gruppe wandert gemeinsam mit einem Gästeführer durch den Nationalpark Wattenmeer
© CC0

Sonnenaufgang zwischen den Inseln

Wattwandern zwischen den nordfriesischen Inseln: Es gibt wohl kaum einen schöneren Ort, um diesen ganz besonderen Lebensraum hautnah zu erleben. Der Moment, wenn die ersten Sonnenstrahlen die hauchdünne Wasserschicht auf dem Watt in ein gold-orangefarbenes Licht tauchen, ist einfach magisch. Es fühlt sich ein bisschen danach an, als hätten wir den Planeten Erde verlassen und eine noch unentdeckte Welt betreten.

Vor uns erscheinen bereits die Inseln Föhr und Sylt. Nach drei Stunden ist das Ziel Föhr erreicht und es geht mit der Fähre wieder an den Startpunkt auf Amrum. Denn der Rückweg durchs Watt ist inzwischen zu Fuß nicht mehr möglich. Dort, wo wir vor Kurzem noch den Wattwurm ausgegraben haben, steht inzwischen wieder alles unter Wasser. Deshalb sollte man auch nie alleine durch das Wattenmeer gehen. Dieser besondere Naturraum hat so seine Tücken und für Unerfahrene kann das Wattenmeer ganz schnell zur Gefahr werden. Dark Blome hingegen hat die Tidezeiten immer fest im Blick. Manchmal könne er sogar bis auf die Minute genau vorhersagen, wann das Meer kommt.

Mehr Informationen über glitschigen Schlamm und eine faszinierende Tierwelt, die jeden Tag zwischen Amrum und Föhr zweimal auf- und abtaucht, gibt es in unserem Podcast „ShoreTime-Der Küstenschnack“.

Jana Walther - Portraitfoto

Von Jana Walther

Jana ist als gebürtiges Nordlicht bei Wind und Wetter in Schleswig-Holstein unterwegs – immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten und spannenden Geschichten. Wenn sie mal nicht bei einem Cappuccino mit Meerblick in ihrer Heimat Kiel in die Tasten haut, findet man sie abseits des Trubels auf unbekannten Pfaden in den Naturschutzgebieten des Landes.