Fischer Freitag über seine Liebe zum Meer

Dennis Freitag ist mit 26 Jahren einer der jüngsten Fischer in Travemünde. Dorsch, Plattfisch und Hering holt er aus dem Meer. Dafür muss er um sechs Uhr aufstehen. Feste Arbeitszeiten kennt er nicht, die Natur bestimmt, wann er wieder in den Hafen einläuft. Die Fischerei ist sein Traumberuf, dennoch. Er liebt das Meer bei jedem Wetter. „Kein Tag ist wie der andere. Hier auf dem Wasser bin ich alleine, hier habe ich meine Ruhe.“ Ein Gespräch über seinen Lieblingsfisch, die harte Arbeit auf See und darüber, was an seinem Kutter luxuriös ist.

Ein Fischer zerteilt einen Fisch mit einem Messer.
© Sven Wied / Raufeld Medien

Dennis Freitag im Interview: „Das Wetter ist die geringste Herausforderung“


Was war zuerst da, die Liebe zum Fisch oder die Liebe zum Meer?

Ich esse gerne Fisch, am liebsten sauer eingelegten Brathering. Und natürlich Seezunge. Aber die ist so selten, eine wahre Delikatesse: gebraten mit Kartoffeln dazu – so mag ich sie am liebsten. Dabei esse ich nur einmal pro Woche Fisch. Meine Liebe zum Meer ist also eindeutig größer. Seit ich klein bin, verbringe ich jeden Tag am Wasser.
 

Erinnern Sie sich an das erste Mal, als Sie zum Fischen aufs Meer gefahren sind?

Ich war neun oder zehn Jahre alt. Es war Februar, kalt und das Wetter war nicht besonders toll. Aber es war trotzdem ein unvergessliches Erlebnis: Wir haben unter anderem einen Dorsch gefangen, der war ungefähr so groß wie ich. Ein guter, beeindruckender Fang. Heute darf man ja leider nur noch wenig Dorsch fischen. Danach habe ich fast meine ganze Freizeit auf dem Kutter oder am Hafen verbracht, außer bei Sturm. Ich habe mir von den alten Fischern Sachen beibringen lassen. Der Mann, mit dem ich damals rausgefahren bin, ist übrigens heute mein Chef.
 

Ein Fischer steht auf seinem roten Fischerboot im Hafen.
© Sven Wied / Raufeld Medien

Fischwirte – so heißen Fischer offiziell – trotzen Wind und Wetter, an sechs bis sieben Tagen die Woche. Das klingt hart.

Das Wetter ist sicherlich die geringste Herausforderung. Man muss sehr viel über die Fische und ihren Lebensraum wissen, über Pflanzen, Krebse und Seesterne, wie sich die Strömungen in den Jahreszeiten verändern. man muss alle Vorschriften kennen, mit Seekarten arbeiten können. All die nautischen Dinge gehören dazu. Dazu kommen Maschinenkunde und Netzkunde. Wie berechne ich den Zug? Die Fischerei ist durchaus komplex.
 

Sie sind der jüngste Meister der Fischereiwirtschaft in Schleswig-Holstein. Wie manche Fischarten scheint auch dieser alte Beruf auszusterben. Wie würden Sie bei jungen Leuten dafür Werbung machen?

*Lacht*. Man muss für diesen Beruf keine Werbung machen. Quereinsteiger, die die Ausbildung nur beginnen, weil sie irgendeine Ausbildung haben wollen, hören irgendwann wieder damit auf. Die Fischer, die ich kenne, sind von Klein auf begeistert dabei, so wie ich das damals war. 2009 habe ich meine Ausbildung begonnen, 2012 war ich Fischer, 2014 habe ich das Kapitänspatent erworben, damit ich die Kutter fahren darf. 2016 bekam ich den Meisterbrief.
 

Besitzen Sie inzwischen ihren eigenen Kutter?

Christoph ist der Kutter, mit dem wir damals unterwegs waren. Mit dem fahre ich heute noch aufs Meer. Irgendwann, wenn mein Chef aufhört, werde ich ihn übernehmen, darauf freue ich mich sehr. Christoph ist 37 Jahre alt, er wurde 1983 in Farö in Dänemark gebaut. Er ist aber noch super in Schuss. Er ist sogar richtig luxuriös.