Faszination Robbe: Ein Ausflug zur Seehundstation Friedrichskoog

Der Wind trägt den salzigen Duft der Nordsee mit sich, als wir an einem frischen Morgen in Friedrichskoog im Kreis Dithmarschen ankommen. Die See ist nah, das Rauschen der Wellen schon fast greifbar. Pünktlich um zehn Uhr öffnet die Seehundstation ihre Türen – und wir gehören zu den ersten, die sich gespannt in die Schlange einreihen. Heute wollen wir die faszinierenden Meeresbewohner und ihren einzigartigen Lebensraum besser kennenlernen.

Ein Tierpfleger steht an einem Gehege und füttert eine Robbe, die mit geöffnetem Maul auf dem Sand vor ihm sitzt. Der Mann trägt Gummistiefel, Handschuhe und eine dunkelblaue Jacke mit Logo der Seehundstation.
© Textkombüse

Am weitläufigen Außenbecken sammeln sich bereits die ersten Besucherinnen und Besucher, genau rechtzeitig zur ersten öffentlichen Fütterung des Tages. Die Seehunde und Kegelrobben sind längst in Habachtstellung. Sie wissen natürlich, dass gleich das Heringsfrühstück serviert wird.

Keine Show – echte Fürsorge

Die Pfleger treten ans Becken, Eimer voller Fische in der Hand. Doch was hier passiert, ist keine Show mit Kunststücken. Vielmehr ist es ein Moment der Fürsorge und Kontrolle: Während die Tiere ihre Mahlzeit bekommen, checken die Pfleger Zähne, Gewicht und allgemeines Befinden. Sie üben, die Tiere behutsam in Transportboxen zu führen – falls mal medizinische Hilfe nötig wird. Juris, die Kegelrobbe, oder Snorre, der Seehund, sind feste Bewohner hier. Sie können aus verschiedenen Gründen nicht mehr ausgewildert werden und genießen ein Zuhause auf Lebenszeit.

Ganz anders die kleinen „Heuler“: junge Seehunde, die ohne Mutter an der Küste gefunden wurden. Ihre großen, treuen Augen rühren jeden Besucher. Doch die Arbeit mit ihnen ist viel mehr als „nur süß“. Bei der nächsten Fütterung erfahren wir, wie wichtig es ist, die Tiere an Stränden in Ruhe zu lassen: Abstand halten, Hunde anleinen, nicht anfassen und sofort die Seehundstation, Seehundjäger oder Polizei informieren. Diese Regeln werden anschaulich erklärt, während die Jungtiere ihre Fische bekommen und das Fressen üben – ein kleiner Schritt auf dem Weg zurück in die Freiheit. Sobald sie stark genug sind, zieht es sie zurück in Nord- oder Ostsee, je nachdem, wo sie gefunden wurden. Von der überdachten Aussichtsterrasse aus lässt sich das Treiben in den Jungtier-Becken bei jedem Wetter wunderbar beobachten. Auch die kleinsten Besucher haben hier den besten Blick auf die flinken Schwimmer.

Eine Person beugt sich über ein Mikroskop in einer Ausstellung. Auf dem Tisch stehen zwei Mikroskope, daneben ein Infotext. Im Hintergrund sind Fotos von Kegelrobben sowie ein Schaukasten mit Knochen und Informationstafeln zu sehen.
© Textkombüse

Eintauchen in die Welt der Robben

Noch näher dran sind wir an den Panoramafenstern des Außenbeckens: Hier taucht man buchstäblich in die Welt der Robben ein. Seehunde gleiten schwerelos durchs Wasser, Kegelrobben schweben fast lautlos vorbei. Besonders Kinder kleben hier mit der Nase an der Scheibe – und Erwachsene nicht selten gleich daneben.

Drinnen lockt die Ausstellung mit spannenden Einblicken: Wie unterscheidet man Seehund und Kegelrobbe? Wer hat die größten Zähne im Tierreich? Welche anderen Meeressäuger tummeln sich in unseren Gewässern? Modelle, Schautafeln und interaktive Stationen machen die Antworten erlebbar. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Meeresschutz: Plastikmüll, Umweltverschmutzung und die Bedeutung intakter Lebensräume sind wichtige Themen, die hier kindgerecht und verständlich vermittelt werden. So wird der Besuch zu einem Lernort für die ganze Familie – spannend für Kinder, interessant für Erwachsene.

Ein Seehund mit graubraunem, geflecktem Fell taucht im Wasser auf. Nur der Kopf und der obere Teil des Halses sind zu sehen. Er hält die Nase und das Gesicht nach oben aus dem Wasser, die Augen sind geschlossen.
© Textkombüse

Gemeinsam für den Schutz der Tiere

Der Besuch in der Seehundstation lässt einen fasziniert zurück. Beeindruckend sind nicht nur die Tiere und ihre Welt, sondern auch das Miteinander im Team: Festangestellte, Praktikantinnen und Freiwillige arbeiten Hand in Hand. Sie sind jederzeit ansprechbar, beantworten geduldig Fragen und teilen mit großer Begeisterung ihre Leidenschaft für die Tiere. Genau dieser Einsatz macht die Seehundstation so besonders – seit 40 Jahren schon. Sie ist Lernort, Schutzraum und Erlebnis zugleich und zeigt, wie eng Faszination und Verantwortung zusammengehören.
 

Praktische Tipps für den Besuch

  • Öffnungszeiten:
    November bis März: täglich 10–16 Uhr
    April bis Oktober: täglich 10–18 Uhr
    Auch an Feiertagen geöffnet
  • Fütterungen:
    Dauerhaltungstiere: 10.30 Uhr und 14.00 Uhr (April–Oktober zusätzlich 17.30 Uhr)
    Jungtiere: 11.00 Uhr und 15.00 Uhr
  • Gastronomie:
    Ein kleines Bistro lädt zu einer gemütlichen Pause ein. Alternativ locken die Fischbuden und Restaurants in Friedrichskoog mit frischem Nordsee-Fisch.
Jana Walther - Portraitfoto

Von Jana Walther

Jana ist als gebürtiges Nordlicht bei Wind und Wetter in Schleswig-Holstein unterwegs – immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Orten und spannenden Geschichten. Wenn sie mal nicht bei einem Cappuccino mit Meerblick in ihrer Heimat Kiel in die Tasten haut, findet man sie abseits des Trubels auf unbekannten Pfaden in den Naturschutzgebieten des Landes.