Ein Tag im Naturpark Lauenburgische Seen

Kaum zu glauben, dass ich schon mein ganzes bisheriges Leben in Schleswig-Holstein verbracht habe und bis dato noch nie hier gewesen bin, an diesem wunderbaren Ort. Hier hat man Zeit und Muße, in sich zu gehen, die Stille zu genießen, die wunderbare Waldluft einzuatmen – und hat dabei immer einen See im Blick, schließlich gibt es hier insgesamt 40 an der Zahl.

Blätterdach und Baumkrone im Wald
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Zwischen Hamburg, Lübeck und der ehemaligen innerdeutschen Grenze liegt der Naturpark Lauenburgische Seen. 1961 gegründet, ist er der älteste in Schleswig-Holstein und sogar einer der ältesten in ganz Deutschland. Die Eiszeit hat die sanfte Hügellandschaft in diesem Naturparadies geformt. Auf der 474 Quadratkilometer großen Fläche sollen sich sowohl Natur als auch Mensch erholen und im Einklang miteinander leben. Hier gibt es Wald, egal wohin das Auge blickt: Etwa ein Viertel der Fläche besteht aus Wald, vorwiegend aus Buchen und Eichen.

Ich beschließe, diesen wunderschönen Naturpark zu Fuß und auf eigene Faust zu entdecken, ganz für mich. Wer noch tiefer in die hiesige Flora und Fauna einsteigen möchte, bucht am besten eine geführte Wanderung mit einem Naturpark-Ranger. Derartige Wanderungen bietet beispielsweise das Naturparkzentrum Uhlenkolk in Mölln an. Überhaupt können große und kleine Gäste hier aus einem umfassenden Bildungs- und Erlebnisprogramm wählen. Und wenn man schon mal vor Ort ist, sollte man den Wildpark in Mölln nicht verpassen – vor allem mit Kindern ein tolles Ausflugsziel, wie ich selbst schon erleben durfte. Rund 30 heimische Tierarten sind in dem 22 Hektar großen Gelände zu Hause, wie etwa Damhirsch, Uhu und Wildschwein.

Der Phulsee von oben mit Blickrichtung zum Schaalsee
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Vor meiner Tour hatte ich mich über die verschiedenen Wanderwege informiert. Ich komme viel zu selten dazu, aber wenn ich erstmal die Wanderschuhe anhabe, dann bin ich froh, dass ich mir dafür Zeit genommen habe. Daher habe ich mir eine nicht allzu lange Strecke ausgewählt – ansonsten gibt es am nächsten Tag ordentlich Muskelkater. Ich hatte mich also für die Wanderroute Seedorfer und Zecher Werder entschieden, das sind ungefähr sieben Kilometer – also genau richtig für Menschen wie mich, die nicht jedes Wochenende wandern gehen.

Der ausgewiesene Wanderweg startet an der Kirche in Seedorf, hier gibt es auch eine Infotafel sowie Parkplätze. Der Weg führt vorbei an einem hübschen Schloss auf den Werder, eine kleine Halbinsel. Auf den bewaldeten, unter Naturschutz stehenden Werdern von Seedorf und Groß Zecher ist die hügelige Beschaffenheit deutlich spürbar: Es geht bergauf und ich muss zwischendurch verschnaufen. Belohnt wird man jedoch immer wieder mit tollen Ausblicken auf den Schaalsee und das gegenüberliegende Ufer. Übrigens ist der Schaalsee mit rund 72 Metern Tiefe der tiefste See Norddeutschlands. Einst verlief die innerdeutsche Grenze direkt längs durch den See.

Der Schaalseekanal mit einem Kanu
© sh-tourismus.de/MOCANOX

Der Fußweg schlängelt sich weiter Richtung Küchensee, wo man einen Abstecher nach Dargow machen kann. In dem kleinen Dorf gibt es einen Aussichtsturm, in der Nähe des Schaalseehofs. Der Ausblick auf den Schaalsee von hier ist wunderschön, auch wenn man die Größe des Sees nur erahnen kann. Anschließend mache ich mich auf den Weg zurück zur Seedorfer Kirche. Kurze Pause, dann geht es weiter nach Groß Zecher. Die Kutscherscheune bietet sich super an, um eine längere Rast einzulegen – eine Tasse Kaffee und ein Stück hausgemachte Torte sind eine wahre Wohltat nach einem längeren Marsch. Und weil die Wanderung danach noch weitergeht, braucht man auch kein schlechtes Gewissen zu haben …

Bei meinem Streifzug durch die wilden ursprünglichen Wälder, Knicks und Heidelandschaft zur Nordspitze des Werders wünsche ich mir wieder einmal, dass die Bäume sprechen könnten. Was würden sie uns wohl alles erzählen von den letzten Jahren und Jahrzehnten? Wenn der Wind durch das Blätterwerk weht, könnte man meinen, dass sie einem Geschichten zuflüstern. Vielleicht berichten sie auch von den zahlreichen bedrohten Vogelarten, die in dieser besonderen Seenlandschaft beheimatet sind. Im Schaalseegebiet ist sogar der Seeadler zuhause. Leider begegne ich ihm während meines Ausflugs nicht, dafür sehe ich aber Kraniche und viele, viele Gänse. Weite Bereiche sind hier unter Schutz gestellt, damit die Natur und ihre Bewohner nicht gestört werden. Zu gern hätte ich einen Blick auf den Eisvogel erhascht, aber er wollte sich einfach nicht zeigen. Vielleicht beim nächsten Mal, denn hier gibt es noch so vieles zu entdecken. Schließlich habe ich heute nur einen Bruchteil dieses beeindruckenden Naturschatzes gesehen. Mein Besuch hier war ganz bestimmt nicht der letzte.