Föhr: So besonders klingt der Sound der Musikerin Norma Schulz

Die Singer-Songwriterin Norma, geboren und aufgewachsen auf der Insel Föhr, singt auf Hochdeutsch, Platt und Fering, dem Föhrer Friesisch. Ihre Musik klingt nach Wellen, Wind und der Weite der Meere.

Eine junge Frau aus Föhr mit längeren blonden Haaren sitzt lachend draußen auf dem Boden, blickt in die Ferne und hält eine Gitarre in der Hand.
Die Musikerin Norma Schulz aus Föhr begeistert ihre Fans mit Liedern, die sie auf eine tiefe Art berühren. © Sven Schomburg

Norma, Du bist mit 17 Jahren von Föhr nach Hamburg gegangen, um als Singer-Songwriterin zu arbeiten und Deine Texte auf Plattdeutsch und Föhr-Friesisch, dem Fering, zu singen. Ich stelle mir das herausfordernd vor.

Ich hatte das gar nicht geplant. Und ich hatte auch gar nicht so den Eindruck, dass die Leute Plattdeutsch oder Friesisch hören möchten. Aber es lief!

Meinen ersten Song auf Föhr-Friesisch „Dü an ick“ habe ich zur goldenen Hochzeit für meine Großeltern geschrieben. Kurz darauf bekam ich eine Konzertanfrage über eineinhalb Stunden. Und weil ich zu der Zeit noch nicht so viel Material hatte, habe ich diesen Song mit ins Programm genommen. Den Zuhörenden hat es gefallen. Ich fühlte mich sehr wohl, in Fering zu singen und zu sehen, wie das mein Publikum berührt.

Wie verändert sich Deine Musik, wenn Du auf Friesisch singst? Gibt es einen spezifischen Sound Deiner Heimat Föhr?

Verschiedene Sprachen können verschiedene Stimmungen transportieren. Ich finde, Fering hat etwas sehr Besonderes – vielleicht ist das so, weil es nur noch 10.000 Menschen in Deutschland sprechen. Für mich klingt Föhr-Friesisch sehr direkt und familiär. Wenn ich mit Menschen Friesisch spreche, ergibt sich schnell eine besondere Verbindung.

Eine junge Frau aus Föhr musiziert auf einer Bühne mit ihrer Gitarre.
Auf Konzerten kommt Norma Schulz mit ihrem Publikum in eine besondere Verbindung, wenn sie auf Föhr-Friesisch singt. © Lorenzen, NDR

Spielt Friesisch im Alltag von Norma Schulz eine besondere Rolle?

Mit meiner Schwester, die auch in Hamburg lebt, spreche ich Friesisch. Da ergeben sich oft witzige Situationen. Neulich rätselten Leute in der Bahn, was wir denn da sprächen. Sie einigten sich darauf, es sei wohl Dänisch.

Auf Föhr sprechen wir ganz selbstverständlich Hochdeutsch, Friesisch und Platt. Bei meinen Eltern am Küchentisch geht das wild durcheinander, immer drei Sprachen gleichzeitig. Ich finde das bewahrenswert.

Du wohnst mittlerweile in Hamburg, kommst aber immer wieder nach Föhr zurück. Was machst du dann zuerst?

Ich laufe am Strand entlang zu meinem Elternhaus und genieße diesen unglaublich weiten Blick über das Watt. Für mich ist das ein ganz starkes Gefühl von Freiheit.

Wonach klingt Föhr?

Nach Wind. Und danach, wie der Wind am Strand verweht.

Du bist in Hamburg auf der Reeperbahn aufgetreten, spielst aber auch immer wieder an den Küsten von Schleswig-Holstein. Hast Du Lieblingsorte, an denen du besonders gerne auftrittst?

Was ich klar sagen kann: Ich spiele wirklich gerne an Orten, an denen man mir zuhört. Dann ist es mir auch egal, ob es 500 oder 20 Menschen sind.

Auf dem Norden Festival in Schleswig habe ich schon ein paarmal gespielt. Das ist ein kleines familiäres Festival, nicht zu groß und viele nette Leute.

Und dann gibt es in Kiel das Amphitheater Krusenkoppel, das ist die zweitgrößte Freilichtbühne Schleswig-Holsteins. Schön gelegen in einem Park, nah am Wasser.

In Wyk auf Föhr findet das Südstrandfestival statt. Das wird von einem großen Hotel organisiert, da trete ich auch gerne auf.

Du hast 2013 dein eigenes Label gegründet – nicht nur, um Deine Musik selbst zu produzieren, sondern auch, um Deine künstlerische Freiheit zu bewahren.

Gerade zu Beginn versuchten einige Leute, mir reinzureden: Ich solle mein Aussehen, meinen Sound verändern. Mit dem Label habe ich mich als Musikerin emanzipiert. Das war nicht immer leicht, aber es war der richtige Weg. Das Musik-Business ist noch immer eine Männerdomäne. Das macht es für junge Künstlerinnen nicht einfach.

Wie positionierst Du Dich dazu?

Ich bin aktives Mitglied bei „musicHHwomen“, ein Netzwerk für Musikerinnen. Wir tauschen uns aus, reden über Gehälter. Wir sprechen ganz offen alles Mögliche an: Spotify-Playlists haben oft ein männliches Bias, Radiostimmen sind überproportional häufig männlich, etc. Wir haben zudem eine Datenbank für lokale Musikerinnen und Bühnenschaffende angelegt, damit es Frauen leichter fällt, sich zu vernetzen und Ersatz zu finden, wenn mal ein Bandmitglied ausfällt.

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auf der ganzen Welt.

 

Die ersten Live-Termine für 2023 stehen fest. Sie werden auf der Website der Künstlerin ständig aktualisiert. Weitere Informationen finden Sie auch auf FacebookInstagram und Youtube.