Anette Hollenbach über nachhaltige Imkerei, Bienenflüstern und ihre „Mädels“

2011 holte sich Anette Hollenbach die ersten Bienen in den Garten. Inzwischen versorgt sie ein paar Dutzend Völker. Ihre Bienenstandorte wählt sie mit Bedacht. „Ich frage meine Mädels, ob sie sich wohlfühlen.“ Mit einem Tensor untersucht sie das Gelände auf Wasseransammlungen, Elektrosmog und andere Störfelder. Ein Gespräch über gute Bienenstandorte, den gelassenen Umgang mit Bienenstichen und das zufriedene Summen am Bienenstock.

Bienen
© Sven Wied / Raufeld Medien

Anette Hollenbach im Interview: „Ich habe keine Angst vor Bienenstichen“


Woran erkennen Sie, dass es Ihren Bienen gut geht?

Es geht ihnen gut, wenn sie zum Beispiel vor dem Einflugloch nicht nervös hin und herlaufen, sondern sich ruhig und ausgeglichen verhalten. Dann ist auch ein friedliches, sonores Summen zu hören.
 

Wann sind Sie zum letzten Mal von einer Biene gestochen worden?

Stellen Sie ich vor: In diesem Jahr gar nicht! Nur ein Mal, und zwar durch den Handschuh, aber das tat nicht weh. 2018 hatten wir ja einen Hitzesommer, da wurde ich fünf oder sechsmal gestochen. Nicht etwa, weil die Bienen verteidigungsfreudiger sind bei Hitze. Es kommt vielmehr davon, wenn man mit Flipflops und sommerlich bekleidet zum Bienenstock geht.
 

Eine Frau sitzt mit ihrer Imkerausrüstung auf einer Kiste.
© Sven Wied / Raufeld Medien

Dann muss sich eine Imkerin also darauf einstellen, dass sie gestochen wird?

Ja, das gehört zum Geschäft. Aber das ist nicht schlimm, wenn man nicht gerade unter einer Allergie leidet.
 

Sie lieben Sie Bienen. Wie kam es dazu?

Vor elf Jahren bekam ich einen neuen Mieter in meiner Einliegerwohnung. Als wir uns einig waren, fragte er, ob er seine Bienen mitbringen dürfte. Ich wollte das eigentlich nicht, ich habe schließlich zwei Hunde und hatte Angst, dass die gestochen werden. Aber ich habe mich dann doch darauf eingelassen. Und ich sage Ihnen: Wenn man den Deckel eines Bienenstocks öffnet, ganz tief durchatmet und einem der Duft von Honig entgegenströmt, dann ist das einfach wunderbar. 2011 hatte ich dann meine ersten eigenen Bienenvölker.

 

Eine Frau arbeitet als Imkerin
© Sven Wied / Raufeld Medien

Was braucht es, um eine gute Imkerin zu sein?

Man braucht eine große Portion Erfahrung und den stetigen Austausch mit einem Imkerkollegen. Ich bin durch meinen Mieter in die Aufgabe hineingewachsen. Zwei Jahre bin ich mitgelaufen, bevor ich meine ersten eigenen Völker hatte. Ein vielfältiges, blütenreiches Nahrungsangebot ist enorm wichtig, um seine Bienen gesund durchs Jahr zu führen. Gerade heute, wo die Rahmenbedingungen für die Bienen durch klimatische Veränderungen, Monokulturen und den flächendeckenden Einsatz von Pestiziden immer schlechter werden.
 

Nachhaltige Imkerei – was bedeutet das eigentlich?

Ich schleudere nie den gesamten Honig, sondern lasse immer einige Waben im Volk. Im frühen Frühjahr gebe ich eine eiweißreiche Pollenwabe aus dem Vorjahr rein. Blütenpollen ist nämlich die Nahrungsgrundlage des Bienennachwuchses, der schon sehr früh im Jahr heranwächst. Meine Bienenstandorte versuche ich so naturnah wie möglich auszuwählen. Somit entfallen auch lange Transportwege, die für die Bienen Stress bedeuten können. Und wenn ich meinen Wagen einmal mehr stehen lassen kann, hat die Imkerei gleich auch eine positivere CO2-Bilanz.
 

Was können wir Honigliebhaber tun, um eine nachhaltige Imkerei zu unterstützen?

Kaufen Sie Ihren Honig regional beim Imker ihres Vertrauens. Damit unterstützen Sie gleichzeitig das Bestäuben heimischer Pflanzen. Vermeiden Sie Honige aus dem Ausland, denn die Bestäubung muss doch hier bei uns stattfinden.

Bei Bienenhonig aus Deutschland und der EU können Sie davon ausgehen, dass der Honig nicht mit Antibiotika belastet ist, weil eine Behandlung der Bienen mit Antibiotika verboten ist. Das Etikett sollte bestenfalls aussagen, woher der Honig genau kommt, aus welchen Blüten er besteht und wer der Hersteller ist. Gute Imker und Imkerinnen sind stolz auf ihren Honig und möchten ihren Namen auf dem Glas stehen sehen. Und kaufen sie bitte kein Billigprodukt, dabei handelt es sich häufig um gepanschten Honig. Deutscher Qualitätshonig hat seinen Preis und das ist auch gut so.